Ein- und Auswanderung

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Große Einwanderungen und Auswanderungen in Leingarten und andere Bevölkerungsbewegungen (Großgartach und Schluchtern).

Im Museum „Altes Rathaus“ Leingarten gibt es hierzu eine Abteilung.

Ein- und Auswanderungen nach 1648

Nach dem 30-jährigen Krieg erfolgte die erste große Einwanderung. Die Dörfer waren teilweise entvölkert. Die genaue Einwohnerzahl in Großgartach und Schluchtern nach dem Kriegsende ist nicht bekannt.

Schluchtern soll von 1618 bis 1648 50 % der Bevölkerung verloren haben. Die Bevölkerungszahl soll nur noch 200 Menschen betragen haben. Übrig geblieben sind noch etwa 16 Bürgerfamilien (u.a. Keilbach, Unser, Scheiber, Hofmann, Besserer, Bormann).

Das reformierte pfälzische Herrscherhaus, das Herrscherhaus von Schluchtern, wandte sich an die brüderliche calvinistische Schweiz und warb um Schweizer Siedler.

Im Anhang befindet sich die Liste der Schweizer Bürger, die nach Schluchtern nach dem 30-jährigen Krieg eingewandert sind und geheiratet haben (copuliert bedeutet Heirat).
---> zur Einwanderungsliste der Schweizer Bürger

Die Bücher der reformierten Kirche in Schluchtern verzeichnen nach Ende des 30-jährigen Krieges 150 Einwanderer.

Nach der Zulassung von 3 Konfessionen im Jahr 1685 erfolgte eine weitere Zuwanderung durch lutherische und katholische Bürger. (lutherische Zuwanderer: Klumbach 1718, Dolch 1734, Rampmeier 1769, Hutt 1787) (katholische Zuwanderer: Schaul 1703, Heckel 1703, Rückert 1724, Weinreuter 1783)

In Großgartach ist eine solche Einwanderung ebenfalls bekannt.
---> zur Liste der Zuwanderer nach Großgartach von der Schweiz
---> zur Liste der Schweizer Bürger, in Großgartach geheiratet

Die Einwohnerzahl von Großgartach hat sich im 30-jährigen Krieg auch um mindesten 50 Prozent reduziert.

Es ist bekannt, dass schon sehr früh in Großgartach Auswanderungen stattfanden.
---> zur Liste der Auswanderer von Großgartach nach Nordamerika 1700 - 1800


Mitte 1850 Auswanderungen

Trotz weiterer Kriege wuchs die Bevölkerung im 18. Jahrhundert und im 19 Jahrhundert stark an.

Im April 1815 ereignete sich der größte dokumentierte Vulkanausbruch der Geschichte in Indonesien. Die Eruption des Tambora veränderte weltweit das Wetter. Die Folge daraus waren Missernten. 1816/1817 gab es wegen der äußerst üblen Witterung eine große Hungersnot, die auch Großgartach und Schluchtern zu schaffen machte. Schon 1813 bis 1814 waren nur mäßige Ernten zu verzeichnen.

Auch um 1850 führten die Wetterverhältnisse zu Missernten und einer weiteren Hungersnot. Die poltischen Verhältnisse waren unsicher, die Bürger von Großgartach und Schluchtern entschieden sich, den Weg der Auswanderung zu gehen.

In Schluchtern war 1848- 1855 die Not so groß, dass man die Ortsarmen auf Gemeindekosten nach Amerika befördern wollte. Das notwendige Geld sollte durch das Schlagen von Holz im 108 Morgen (1 Morgen = 0,578 ha) großen Taschenwald aufgebracht werden.

Im März 1852 wanderten die ersten Entschlossenen aus, obwohl die Genehmigung für die Ausstockung des Waldes noch nicht vorlag. Erst 1853 lag die Genehmigung vor.

Dies führte dazu, dass 1854 ein Transport von 101 Erwachsenen, 48 Kinder im Alter von 1-12 Jahren und 4 Säuglingen zusammengestellt wurde.
---> zur Liste der Auswanderer von Schluchtern nach Amerika
---> zur Liste der Auswanderer von Schluchtern nach Polen/Rußland

Die Waldkasse wurde mit 1155 fl. (1 Gulden ca. 3 €, Wikipedia) belastet.

In Großgartach fand eine Auswanderung im ganzen 19. Jahrhundert statt. Ein beträchtliches Ausmaß nahm die Auswanderung in ganz Württemberg zu Beginn des Jahrhunderts an.

Gründe waren neben der Armut, der Auswirkung der französischen Revolution und die dadurch sich vollziehenden politischen Änderungen, auch die Einführung der Wehrpflicht in Württemberg.

Dies führte 1807 dazu, dass König Friedrich von Württemberg eine Gegenmaßnahme ergriff und ein allgemeines Auswanderverbot erließ.

Er bestimmte, dass nur noch „Weibspersonen, die sich mit einem Ausländer verheirathen wollen“, auswandern dürfen.

Viele wanderten nach Nordamerika, aber auch in Länder in Europa und nach Übersee aus.
---> zur Liste der Auswanderer von Großgartach nach Nordamerika 1800 -1900
---> zur Liste der Auswanderer von Großgartach nach Nordamerika ohne Angabe des Ausreisejahres
---> zur Liste der Auswanderer von Großgartach nach Deutschland, Europa unnd Übersee
Alle Ein- und Auswanderungslisten von Großgatach und Schluchtern finden Sie nochmals unten im Überblick.

Die Listen stammen von Kuno Krieger, Leingarten, dem ein besonderer Dank gilt.


Auswanderung nach Eldorado (Argentinien)
Grundsätzlich war dies keine große Auswanderungswelle, jedoch für die Geschichte Großgartach eine Besondere.

Im Januar 1924 siedelten zuerst 5 Familien und 3 Junggesellen aus Großgartach, Ende des Jahres 1924 noch weitere 3 Familien und ein Junggeselle in die Kolonie Eldorado (Argentinien) aus. Diese lag am oberen Parana Fluss (Argentinien) in der Provinz Misiones.
---> zur Liste der Auswanderer von Großgartach nach Argentinien

Detailliertes kann aus dem Bericht von Frida Otto, Berichte des Heimatvereins, 1. Jahrgang Nr. 2 entnommen werden.
---> zum Bericht - Aus der Gründungszeit der Kolonie Eldorado
---> Bericht „In der alten Heimat" in der Heilbronner Stimme am 6.10.2010

Außerdem finden Sie viele interessante Informationen und lebendige Erzählungen von Rodolfo (Rudi) Diem.
Rudi Diem gehört zur ersten Generation, die in den 1930er Jahren in Eldorado geboren wurde. 

Beiträge von Rudi Diem:
---> Rodolfo (Rudi) Diem - Prolog
---> Die Geschichte von Misiones
---> Geografische Lage der Provinz Misiones
---> Geschichte der Württemberger Pikade
---> Erlebnisse der Auswandererfamilie Otto Diem in Argentinien
---> Gründung des ersten Turnvereins in Eldorado - 1929
---> Gründung der Cooperativa Agricola  - 1931 

Rudi Diem bs
  Rudi Diem, Eldorado, Argentinien

Besondere Zuzüge im und nach dem zweiten Weltkrieg

Ausgebombte aus Stuttgart, Mannheim, Heilbronn und Karlsruhe suchten auch in Großgartach und Schluchtern Unterschlupf bei ihren Verwandten. Ohne Zwangsmaßnahmen, nur mit gutem Willen, brachte man in beiden Gemeinden ca. 350 Personen unter (Heimatbuch Leingarten S.115).

Nach dem zweiten Weltkrieg
841 Heimatvertriebene finden nach anfänglichen Integrationsschwierigkeiten eine neue Heimat in Großgartach und Schluchtern (Heimatbuch Leingarten S. 115 und 116)


Listen der Ein- und Auswanderungen in Großgartach und Schluchtern im Überblick:
---> Auswanderer von Großgartach nach Nordamerika 1700 - 1800
---> Auswanderer von Großgartach nach Nordamerika 1800 - 1900
---> Auswanderer von Großgartach nach Nordamerika ohne Angabe des Ausreisejahres
---> Auswanderer von Großgartach nach Deutschland, Europa unnd Übersee
---> Schweizer Bürger, eingewandert nach Großgartach
---> Schweizer Bürger in Großgartach geheiratet
---> Schweizer Bürger, eingewandert nach Schluchtern nach dem 30-jährigen Krieg
---> Auswanderer von Schluchtern nach Amerika
---> Auswanderer von Schluchtern nach Polen/Rußland
---> Auswanderer von Großgartach nach Argentinien

Recherche: Hans-Peter Uehlin, Leingarten