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Käsritt 1959 - am 12. Juli

Otto Bögel wagte erstmals den großen Schritt zur Erweiterung des Heimatfestes. Bisher hatte sich das Fest am Sonntagmittag und als Kinderfest am Montagmittag abgespielt. Nun begann der Käsritt bereits am Freitag mit einem Dorfabend in der Festhalle, am Samstag wurde für die Jugend zum Tanze aufgespielt. (Beim nächsten Käsritt 1961 begann außerdem der Begrüßungsabend für die auswärtigen Landsleute am Samstag im Löwen). "Mit diesem Heimatfest wurde allen Besuchern, und „nicht nur den Pferdeliebhabern, ein Genuß bereitet, der von all den landläufigen Auch-Heimatfesten nicht im Entferntesten erreicht wird. Dieser glückliche Erfolg ergab sich dank dem Einsatz einer Schar treuer und einsatzbereiter Idealisten unter Ihrer zielbewußten Leitung.

Wir hoffen und wünschen mit Ihnen, sehr geehrter Herr Rektor Bögel, daß dieser gesunde Zusammenhalt und diese echte Heimatliebe in Ihrer Gemeinde auch für die Zukunft wachgehalten werden können," heißt es in einem Dankschreiben an den Heimatverein.

Beim Dorfabend wirkten mit: Der Gesangverein Liederkranz Frohsinn, ein Kammermusik-Trio und die Tanzgruppe des Albvereins Heilbronn. Otto Bögel zeigte Dias von Großgartach. Der Festzug führte diesmal nicht über den Bahnhof, sondern hinaus ins Lützelfeld und hatte eine Weltreise zum Motto. Der Zug bot sich den 8.000 Zuschauern in farbenprächtiger origineller Tracht dar. Viel Beifall erhielten die Alpenländer, Zigeuner, Russen, Orientalen, Neger, Chinesen, Indianer und Amerikaner - übrigens, die 9er Jahre 1959, 1969, 1979 haben als Festzugsmotto jeweils die verschiedenen Länder und Völker der Erde. Am Festzug 1959 beteiligten sich als eigene Gruppe auch die ältesten Gemeinderäte.

Das Fest litt unter heißem Wetter, zum Schluß bangte man auch noch wegen eines Regens. Otto Bögel eröffnete als Vorsitzender des Heimatvereins den Käsritt. 16 Reiter ritten zum Hipfelhof. Bürgermeister Hagele begrüßte die Gäste, u.a. H. Pfau aus Brüssel und Frau Zehner aus Südafrika. Die Zeit bis zur Rückkehr der Käsreiter füllten die Mädchen des Sportvereins mit einer Reifenübung und der Reiterverein Heilbronn. Elf Käsreiter stellten sich sodann in 4 Vorrennen dem Starter. Käsrittsieger wurde der 15-jährige Wilfried Rieker in 48,6 Sekunden, zweiter Frieder Boger, dritter Walter Rau. Nach dem Aufschnitt des Käses führten die Großgartacher und Heilbronner Reiter Reiterspiele und ein Jagdspringen durch. Mit Befriedigung konnten die Hauptverantwortlichen Otto Bögel (Programm), Richard Herda-Vogel (Festzug) und Walter Reuther (Reiter) auf das gelungene Fest zurückblicken, als abends die traditionelle Reiterquadrille das Fest beschloß. Der Musikverein Großgartach mit Dirigent Karl Kühlmann spielte den Großen Zapfenstreich.

Am Montag wurde der Festzug wiederholt. Dann wurden die am Sonntag wegen Regen ausgefallenen Springen nachgeholt. Aus mittelalterlicher Zeit stammt das Ringstechen. An den 6 Ponys der Schule Rademacher aus Frankenbach hatten die Kinder ihre Freude. Die Ansage besorgte Walter Lubczyk.

Die Abrechnung des Kassiers Gemeindepfleger Wolfgang Mayer ergab einen Überschuß von 2.700 DM. Nach den Vereinsaufzeichnungen wirkten als Festdamen damals mit: Irmgard Frank, Edith Ruppert, Ingrid Klier, Annelie Klier, Traude Betz, Marianne Frank, Theresia Töltl, Annelie Mayer, Charlotte Dürrwang, Hannelore Güßler, Margit Fickert, Christel Diem.

Für den eiligen Leser: Käsrittsieger Wilfried Rieker, Festzug: Völker der Erde

Käsritt 1961 -am 3. September
Erstmals mit vollem Programm (wie es in den Grundzügen heute noch gestaltet ist), erstmals mit einem Festzelt, erstmals Einladungen an die "Auswärtigen", das waren die Neuerungen beim Käsritt 1961.

Am Freitag wurde in der Festhalle ein Dorfabend durchgeführt. Im Mittelpunkt stand die Musik. Eine Instrumentalgruppe und der Liederkranz Frohsinn gestalteten den Abend, der umrahmt wurde mit Gedichten von August Lämmle.

Am Samstag wurden die auswärtigen Großgartacher im Löwen mit einem heimatlichen Programm begrüßt. Dabei wirkten die Sängerabteilung des Sportvereins, die Jugendkapelle des Musikvereins, der Posaunenchor und die Madrigal-Gruppe Kleingartach mit. Otto Bögel zeigte in Bildern "Unser Großgartach, Dorf und Flur im Bild". Unter den Gästen waren aus Argentinien die Familien Karl Werner, Otto Künzel und Bratz. Ebenfalls am Samstag spielte die Kapelle "Die Melodiker" zum Kärwetanz in der Festhalle. Am Sonntagmorgen wurde durch die Musikkapelle Großgartach geweckt. Das Festzugsmotto hieß diesmal "Von Kärwe zu Kärwe". 5.000 Besucher wurden geschätzt, die die 38 Festzugsnummern sahen.

Wir holten die Kartoffeln rein, doch recht viele solltens sein. -
Die Stare in die Weinberg fallen, die Schützen mit der Büchse knallen. -
Zuckerrüben und Zichorie sind Großgartachs Glorie -
Des Jägers Hörn schallt halali und manchem Häslein gehts an Leben, -
Manchmal lacht der Has hahi, denn es geht auch mal daneben.

So lauteten einige der Festzugsnummern.

Nach der Begrüßung durch den Heimatvereinsvorsitzenden Bögel ritten 16 Käsreiter zum Hipfelhof, unter ihnen auch Frl. Leni Maulick. Währenddessen führten Reiter aus Heilbronn, Schwaigern und vom Reitstall Läpple, Reitervorführungen vor: Quadrille, Dressur, Voltigieren, Stafetten. Auch der damalige Schwaigerner Bürgermeister Zundel beteiligte sich an der Quadrille. Nach der Rückkehr der Käsreiter fanden 5 Vorläufe statt, und im Endlauf siegte der 23-jährige Hans Rieker (heute Betreuer des Käsreiter-Nachwuchses) vor Alfred Reber und dem 59er Sieger Wilfried Rieker. Nach dem Aufschneiden des Käses sah man den Viererzug des Reitstalles Läpple und abends die Reiterquadrille.

Abends spielten im Zelt die Musikkapellen Großgartach und Schluchtern, in der Festhalle das Karl-Kugler-Septett. Am Montag verzichtete man erstmals auf die Wiederholung des Festzugs. Reitvorführungen und der Musikverein Großgartach erfreuten die Zuschauer.

"So erfreulich es ist, daß sich die große Arbeit auch finanziell gelohnt hat, so ist es doch, noch wesentlicher, daß das Fest als solches - man kann das ohne Überheblichkeit sagen – Charakter u. Form hatte. Und hier sind es vor allem wieder die Pferde und Reiter, die ihm die spezifische Note gaben. Durch den Dorfabend und den Begrüßungsabend aber, deren Gestaltung fast ausschließlich von einheimischen Kräften gestaltet wurde, ist der diesjährige Käsritt über das ursprüngliche Fest hinaus zu den Großgartacher Heimattagen geworden. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch die Anwesenheit der vielen auswärtigen Großgartacher," so schrieb Otto Böget in seiner Rückschau zum Fest.

Kassierer war zunächst Artur Wurster, dann Richard Werner, der schon 1950 kassierte und auch heute noch diesen Posten innehat, der also zweifellos der dienstälteste Käsrittmitarbeiter ist und zugleich einer der fleißigsten und verdienstvollsten. Seine Abrechnung schloß mit einem Überschuß von 5.339,11 DM. Einigen Ärger gab es mit einem Bescheid der Gemeinde über Vergnügungssteuer. Otto Bögel sah sich veranlaßt, an den Gemeinderat zu schreiben; "Selbstverständlich arbeiten alle Vereine, sei es auf dem Gebiet der Kultur oder der Körperpflege, im Interesse der Dorfgemeinschaft. Der Heimatverein stellt jedoch insofern eine Ausnahme dar, als er sowohl seine Mitgliederbeiträge als auch die jeweiligen Überschüsse seiner Veranstaltungen einschl. Käsritt dazu benützt, um Projekte zu verwirklichen, die der Allgemeinheit dienen, und dies mit einem zusätzlichen Aufwand von Arbeitsleistungen. Er entlastet damit die Gemeindeverwaltung von Aufgaben und dient der Verschönerung des Ortsbildes."

Wie wahr! möchte der Chronist sagen, weil es heute noch gilt.

Für den eiligen Leser: Käsrittsieger Hans Rieker, Festzug: Von Kärwe zu Kärwe

Käsritt 1963-am 15. September
"Vier Volksfesttage und ein neuer Rekord. Großgartacher Käsreiterfest in allen Teilen so wohlgelungen wie noch niemals zuvor. Für die vielen Mühen zur Vorbereitung des diesjährigen Käsritts wurde der Heimatverein Großgartach, an der Spitze Rektor Bögel, durch herrliches Wetter belohnt, das über die vier Festtage anhielt. Durch die Hilfe eines treuen, unermüdlichen Mitarbeiterstabes und einer sorgfältig aufgebauten Organisation wurde der Käsritt 1963 ein großer Erfolg. Dieses Fest der Superlative dürfte in den nächsten Jahren nicht so leicht zu überbieten sein." So schrieb damals unser örtlicher Presseberichterstatter Helmut Werner in der Heilbronner Stimme.

Das Heimatfest begann am Freitag mit dem Dorfabend in der Festhalle. Ein Leintallehrerorchester eröffnete mit einem Quartett das Programm. Chöre des Liederkranz Frohsinn unter Stabführung von Rolf Rühle sowie Gedichte waren neben gemeinsamen Gesängen Bestandteile des Programms. Im Mittelpunkt des Abends stand die Farbdiaserie "Dorfalltag in Großgartach". Die Bildervorführung wurde untermalt von Texten, gesprochen von Otto Bögel, sowie Liedern und Musikstücken aller, die in Großgartach singen und musizieren. Die Festdamen zeigten Volkstänze, einstudiert von H. Krockenberger. Während sich am Samstag in der Festhalle die Jüngeren durch das Karl-Kugler-Septett unterhalten ließen, wurde im Festzelt ein Begrüßungsabend für die auswärtigen Großgartacher abgehalten. Auch hier war die Diaserie im Mittelpunkt, außerdem wirkten der Posaunenchor und die Sängerriege des Sportvereins mit. Die Jugendkapelle des Musikvereins Großgartach trat in ihrer schmucken Käsreiteruniform auf. Der Sonntag begann mit einem Frühschoppen des Musikvereins mit Karl Kühlmann im Zelt.

Mittags holten die Reiter ihre Festdamen beim Rathaus ab. Der Festzug wurde letztmals von Herda-Vogel gestaltet, denn der vielseitige Künstler starb ein Jahr später. 10.000 Zuschauer sahen den Festzug unter dem Motto Sagen und Märchen mit 41 Nummern, u.a. Rattenfänger von Hameln, Heinzelmännchen, Struwelpeter, der kleine Muck, Dornröschen, Hansel und Gretel und ganz am Schluß, wie es sich gehört, Aschenbrödel. Dazwischen sah man auch die Großgartacher Sagengestalten Hardtgeist und General Hopp. Solange die Käsreiter auf dem Hipfelhof waren, zeigte der Renn- und Zuchtverein Solitude Stuttgart ein Windhundrennen. Nach der Rückkehr der Reiter vom Hipfelhof begannen die Vorläufe des Käsritts. Vorlaufsieger wurden Alfred Reber, Emil Zimmermann, Ernst Wagner und Hans Rieker. In den Endkampf kamen jedoch die drei Zeitschnellsten, hier gewann durch einen Spurt in der letzten Kurve der 18-jährige Alfred Reber mit 50,6 Sekunden auf der Stute Tula, zweiter Hans Rieker, dritter Bernd Rau. In der Pause vor dem Endlauf begeisterten die Voltigiergruppen aus Frankfurt und Heilbronn. Im Stafettenlauf um den Käsritt-Wanderpokal siegte die Mannschaft Läpple II vor Läpple I, Heilbronn und Schwaigern. Abends führten die Großgartacher Reiter die traditionelle Reiterquadrille bei bengalischer Beleuchtung durch. Den Käsreitertanz in der Festhalle bestritt das Karl Kugler-Septett. Die Reitervorführungen am Montag, dargeboten von Großgartacher Reitern, boten neben Sport auch eine humorvolle Note. Die Jugend hatte Gelegenheit zum Reiten.

Die Namen der Mitwirkenden beim Volkstanz: Margarete Bratz, Gertrud Kern; llise Kern, Christel Stadtmüller, Edeltraud Flinspach, Helga Haisch, Brigitte Lutz, Renate Bohn, Erika Schmitt, Erika Röslen, Irene Herrmann, Brigitte Handschke, Brigitte Lubczyk, Doris Mickel, Erika Schildhorn, Rosemarie Schmitt.

Die Abrechnung des Kassiers Richard Werner ergab einen Überschuß von 8.836,31 DM. Der Gemeinderat hatte zuvor die Verdienste und den Einsatz des Heimatvereins um den Käsritt ausdrücklich anerkannt und eine Bürgschaft für den Fall eines Defizits übernommen. Der Heimatverein arbeite für den ganzen Ort, u. die Tätigkeit wirke sich segensreich für die Bevölkerung

aus. (An dieser Stelle kann es sich der Chronist nicht verkneifen, an das Jahr 1976 zurückzudenken, als diese Bürgschaft nicht ganz so spontan übernommen wurde, sondern erst nach dreimaligem Anlauf, und die Durchführung des Heimatfestes deshalb damals am seidenen Faden hing.)

Für den eiligen Leser: Käsrittsieger Alfred Reber, Festzug: Sagen u. Märchen.

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