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Käsritt 1971 - am 19. September

"Zahlreiche Höhepunkte mit Superfestzug und Besucherrekord" stellte die Zeitung zum Abschluß des Festes fest. Auch drei Familien aus Übersee waren zum Fest gekommen: Oskar Zehner aus Südafrika, Erwin Rechkemmer aus USA und Eheleute Nolff aus Eldorado/Argentinien.

Wir wandern heut ins Schwabenland, hieß es am Freitagabend. Zwei Stunden Unterhaltung boten die Musikkapelle Schluchtern, Dirigent Heinz Riek, der Liederkranz Schluchtern mit dem Kinderchor, die Melodica- und die Akkordeongruppe Großgartach, das Wengerter-Quartett Schwaigern, die Volkstanzgruppe des Heimatvereins, der sich inzwischen den Namen Leingarten gegeben hatte, und der Kunstkraftsportler Norbert Emde mit Kindern.

Die alten Straßen noch, die alten Häuser noch, war der Titel eines von Karl Hoffmann zusammengestellten Diavortrags. Der Fanfarenzug Laurissa Lorsch brachte Grüße, dabei wurden auch erste Exemplare des übersetzten Lorscher Codex übergeben. Den weiteren Abend gestalteten der Liederkranz Frohsinn Großgartach, der Trachtenverein Altburg, die Akkordeonabteilung des Musikverein Schluchtern, die Kunstkraftsportler "Großgartacher Jungs" und der Musikverein Großgartach mit Dirigent Hans Rügner. Zum Käsreitertanz in der Festhalle spielte die Kapelle World.

Eine Neuerung war der ökumenische Gottesdienst am Sonntagmorgen im Zelt. Der Festzug mit dem Motto "Bald gras i am Neckar, bald gras i am Rhein" hatte in zweifacher Beziehung einen Rekord zu verzeichnen: 12000 Zuschauer und 68 (in Worten achtundsechzig) Festzugsnummern. In der Kutsche für Ehrengäste fuhr mit Erhard Eppler erstmals ein leibhaftiger Bundesminister. Aus der reichhaltigen Wagenfolge sollen lediglich einige wenige Beispiele herausgegriffen werden:

Uffrichtig und gradraus, Graf Zeppelin, Ulmer Spatz, Rottweiler Narren, der treue Bartel, durchs Viertelesgäu und auch eine Kalebstraube marschierte fleißig mit.

Mit einem donnernden Salut der Schützengarde aus Schwäbisch Hall wurden die Käsreiter zum Hipfelhof verabschiedet. Es folgten Siedertänze mit recht deftigen Trinksprüchen, Bändertanz, Veteranen-Rallye, Geschicklichkeitsfahren mit dem Zweirad und Fanfarenklänge des Zuges Laurissa Lorsch. In 7 Vorläufen wurden die drei Zeitschnellsten für den Käsritt-Endlauf ermittelt.

Einen Unfall gab es, als ein Pferd in der Nordkurve über die Bambusabsperrung sprang und einen Zuschauer am Kopf verletzte. Die Vorläufe gewannen Horst Zimmermann (vor Vater Emil), Bernd Rau, Bernd Schäfer, Hans Geldermann, Heinz Kocher, Walter Bohn und Ernst Wagner. Im Endlauf siegte der 19-jährige Walter Bohn auf Granit in neuer Rekordzeit von 45,5 Sekunden, zweiter wurde Wilfried Flinspach, dritter Horst Zimmermann (er hatte auf einen Start am Endlauf verzichtet). Der dreimalige Käsrittsieger Herbert Flinspach hatte in diesem Jahr am Rennen nicht teilgenommen.

Nach Einbruch der Dunkelheit kamen wieder Tausende auf den Festplatz, um die Reiterquadrille bei bengalischer Beleuchtung und den großen Zapfenstreich mit dem Musikverein Großgartach zu erleben. In der Festhalle spielten die "romantics". Am Montagnachmittag gab es Reiterspiele und ein Springen mit Stechen der Großgartacher Reiter. Zum Festausklang spielte die Blaskapelle Großgartach.

Das Fernsehen berichtete am Montagabend über das Heimatfest. In den Akten des Heimatvereins ist das Manuskript einer zweiseitigen schönen Rede des 1. Vorsitzenden Karl Hoffmann abgelegt, der sich am Montagabend im Zelt bei allen Mitwirkenden des Festes bedanken wollte. Dieses Redemanuskript hat folgenden Vermerk: "Infolge der herrschenden Hochstimmung konnten die Dankesworte nicht mehr angebracht werden." Besser läßt sich die Feststimmung nicht mehr beschreiben.

Bei der Auswahl des Festweines war es im Weinausschuß zu schweren Problemen gekommen, als nach vielerlei vorhergehenden Proben die Abstimmung zwischen den zwei Weißwein-Favoriten 4:4 ausging, so daß der Stichentscheid des Vorstandes vonnöten war. "Ist der Weißweinumsatz gut, haben alle richtig entschieden. Ist der Weißweinumsatz wider Erwarten schlecht, hat der 1. Vorsitzende die falsche Entscheidung getroffen," hieß es trocken im Protokoll. Das Viertel Ehrenberg Trollinger-Lemberger und Gräfenberg Riesling wurde zu 1,50 DM ausgeschenkt.

Die Abrechnung des Kassiers Richard Werner ergab erstmals mehr als 10.000 DM Überschuß, genau 13.131,43 DM. In Anerkennung seines großen Einsatzes beim Fest stiftete die Gemeindeverwaltung dem 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Karl Hoffmann einen Ferienaufenthalt. Durch den schweren Unfall des Vorsitzenden bei einer Veranstaltung des Vereins im Januar 1972 konnte dieser diesen angebotenen Sonderurlaub jedoch nicht mehr in Anspruch nehmen, und er mußte ein Jahr später auch sein Amt zur Verfügung stellen. Ein bitterer Wehrmutstropfen fällt somit beim Rückblick auf diesen glänzend gelungenen 71er Käsritt, dessen Herbst uns zudem noch den Jahrhundertwein gebracht hatte.

Für den eiligen Leser: Käsrittsieger Walter Bohn, Festzug: Bald gras i am Neckar.

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