Laurentius war ein römischer Diakon zur Zeit des Papstes Sixtus II und starb als Märtyrer auf einem glühenden Eisenrost. Sein Fest ist in der evangelischen Kirche am 10. August. Laurentius ist Schutzpatron mehrerer Berufsgruppen (Bäcker, Köche, Bierbrauer, Textilreiniger) und wird mit seinem Attribut, dem Rost, dargestellt. |
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ca. 700 | Eine „reiche Bestattung“ findet in der Kirche statt mit goldenen Ohrringen, die beim Kirchenschiffneubau 1913 gefunden werden. |
765 | Lorscher Kodex: Die Schreiber des Klosters Lorsch erwähnen noch keine Kirche in Großgartach. |
5.3.1122 | Erstmalige urkundliche Erwähnung der Kirche: Graf Poppo III. von Lauffen schenkt seinem Bruder Bruno, der 1102-1124 Bischof von Trier und Erster Rat (= Kanzler) des Kaisers Heinrich V. war, seinen Besitz in Großgartach, „die Güter, die er gehabt im Dorfe Großgartach… mit Kirche, Bauten, Weinbergen, Wäldern, Gewässern, Leibeigenen und allen Verpflichtungen an Nutzung und Dienstleitungen“ zur Gründung des Klosters Odenheim. Das Kloster wurde unmittelbar dem Kaiser Heinrich II. unterstellt, der im selben Jahr die Stiftung bestätigte. |
5.3.1123 | Kaiser Heinrich II bestätigt den Grafen von Lauffen die Stiftung an das Kloster Odenheim (Tafel beim Kloster Odenheim). |
1161 | Kaiser Friedrich I Barbarossa bestätigt die Urkunde von Heinrich V: „Das Kloster Odenheim hat in Großgartach den Pfarrsitz, dazu die Baupflicht für Turm und Chor der Kirche und das Haus des Plebanus" (der Mönch, der für die Gemeinde als Pfarrer amtierte). |
1219 | Das Kloster Odenheim besitzt die Patronatsrechte, d.h. das Recht, die Pfarrei zu besetzen. |
25.5.1325 | „Schultheiß, Richter und Gemeinde von Großgartach stiften eine Frühmeßpfründe in ihrer Pfarrkirche“. |
3.1.1349 | „Der Offizial des Probsts zu Wimpfen gebietet, den Mesner in Großgartach, der nicht lesen noch singen kann, auch ein Totschläger ist, zu entfernen und durch einen Scholaren zu ersetzen“ |
27.6.1379 | „Bischof Eckard von Worms bestätigt die Frühmeßpfründe in Großgartach“. |
1379 | Die Gemeinde stiftet eine Elisabethenkaplanei, die 1531 dem Stift Odenheim einverleibt wurde, mitsamt dem Gutshof in Schluchtern. |
1379 | Urkunden erwähnen eine Marienkirche. |
um 1430 | Das Kloster Odenheim besitzt durch Zukäufe neun Zehntel des Dorfes Großgartach. |
29.11.1428 | „Schiedsrichter im Streit zwischen Graf Ludwig I. und dem Abt von Odenheim stellen fest, was zu dem württembergischen Viertel an der Vogtei Großgartach gehört“. |
1470 und 1498 | Erweiterung und Renovierung der Dorfkirche, die eine ursprünglich romanische Chorturmkirche war. |
1496 | Erstmalige namentliche Nennung des Namens der Laurentiuskirche im Wormser Synodale. Der Altäre standen im Kirchenschiff vor der Ostwand: rechts der Altar der heiligen Magdalene, links der Altar der Jungfrau Maria und vor dem Chor der Altar der heiligen Elisabeth, der zur Elisabethenkaplanei gehört. Zu der Pfarrei in Großgartach gehörten die Filialkirchen in Schluchtern und Nordheim. |
1498 | Zahl im Ostfenster der Kirche und Sitz des Bischofs. Hans Seufer vollendet den Altar in der Kilianskirche. |
1517 | Jahr der Reformation: Martin Luther schlägt seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Götz von Berlichingen |
1524 | Erstmalige lutherische Predigt auf einem württembergischen Territorium durch Guillaume Farel de Cap in Mömpelgard. |
1531 | Erster lutherischer Prediger wird in der Lorenzkirche erwähnt. |
1535 | In Württemberg wird die Reformation eingeführt. |
1534 - 1567 | M. Nicolaus Kraus ist der erste evangelische Pfarrer in der Lorenzkirche. |
1626 | Schlimmstes Pestjahr mit 371 Verstorbenen. Pfarrer ust zu dieser Zeit (1615 - 1631) M. Joh. Herrlinger. |
1629 | Durch das Restitutionsedikt Kaiser Ferdinand II wird der katholische Gottesdienst wieder eingeführt und bereits 1631 durch König Gustav Adolf wieder abgeschafft. |
1630 | Mutmaßliches Jahr der Entstehung der Tuchmalereien lt. Pfarrer Bergmann (Festschrift der ev. Kirchengemeinde zur 1200 Jahrfeier). |
1634 | Das Ritterstift Odenheim erhält seine Rechte zurück und versucht die evangelische Predigt zu verhindern. |
1635 - 1649 | 30-jähriger Krieg: Da kaum evangelische Pfarrer. Die Großgartacher Pfarrstelle kann nicht besetzt werden. So wird die Pfarrei zunächst Filiale der Kirchgemeinde Dürrenzimmern und danach Obereisesheim zugeteilt. Durch päpstlichen Erlass erhält das katholische Ritterstift das Recht den frisch examinierten Pfarrer zu bestellen, den dann der Landesherr in Stuttgart bestätigt. |
1662 | Stiftung des Taufsteins durch die Großgartacher Familien Wendel Wolff, Lorentz Flinspach, Andreas Gräßlin, Anthoni Flinspach, Jacob Goldgberger und Johann Christof Keller. |
1664 | Stiftung des Epitaphs durch die Familie von Schultheiß Flinspach. |
1675 | Kirche bleibt vom Großbrand verschont. |
1635-1641 | Zugehörigkeit der Pfarrei während des 30-jährigen Krieges zu Dürrenzimmern und Obereisesheim. |
1725 | Große Veränderung am Kirchenschiff: eine Empore an drei Seiten eingebaut, ein gedrücktes Tonnengewölbe mit Durchzugsbalken. Am westlichen Kirchengiebel steht die Zahl 1725. Die Kanzel stand an der Nordseite. |
1741 | Einweihung einer neuen Orgel, hergestellt von der Orgelwerkstatt Schmahl in Heilbronn. Die Einweihungspredigt am Pfingsten hielt Pfr. T.M. Georg Friedrich Hopfer aus Psalm 118,1. Die Malereien an den Böden, Rückwänden, Orgel und Emporen stammen von Herrn Lazarus Holthea, Kunstmaler aus Heilbronn. Die Gesamtkosten betrugen unter Inzahlungnahme der alten Orgel ca. 700 Gulden (fl.) |
1774 | Eine neue „Große" Glocke wird für die Lorenzkirche gegossen. |
1849 | Mutmaßlicher Bau des evangelischen Pfarrhauses. |
1859 | Orgelneubau mit 16 Register von Johann Heinrich Schäfer (Quelle: Blätter für Kirchenmusik 1/2021) B. Goethe. |
1881 | Im Heft Nr. 67 der architektonischen Studien des Architektenvereins Stuttgart liegt ein Entwurf zum Neubau des Kirchenschiffs der Lorenzkirche im Sinne des Stil nach Friedrich Weinbrenner „Weinbrenner Stil“ vor: ein romanisierter Rundbogenstil mit hohen Emporen. |
1892 | die „kleine" und „mittlere" Glocke werden in der Hütte Gebr. Bachert in Kochendorf umgegossen. Das Dreiergeläut erklingt in B - Es - Gis |
1904 | Gründung des Posaunenchores. |
1908 | Elektrifizierung in Großgartach |
1913 | Abriss der Kirche bis auf das Erdgeschoss des Turmes. |
6.6.1913 | Richtfest des Neubaus des Kirchenschiffs unter Pfarrer Dr. Julius Gmelin nach den Plänen des Architekten Prof. Martin Elsässer (1894-1957) im Stuttgarter Jugendstil mit Erhöhung des Turmes. In der Kirche wurde eine damals moderne Heizung, ein Kaeferle’s Patent- Niederdruckdampf-Injektionsofen eingebaut. Die neue Orgel wurde von dem Fabrikanten H. Frank & Söhne Ludwigsburg gestiftet. Es ist eine pneumatische Walcker-Orgel mit einem Pfeifen-Prospekt nach Prof. Elsässer. Zur Orgel gehört auch eine Organola, ein rein mechanischer Selbstspielapparat. Neue Turmuhr an allen vier Seiten des Turmes mit Brozeradbetrieb, vier neuen Zeigerwerken, Kupferzeigern und Zifferblätter mit Zusicherung einer 20-jährigen Garantiezeit. Die „mittlere“ Glocke, Gießjahr 1892, wurde ausgetauscht und auf G gestimmt, sodass nun ein harmonisches Läuten in b – es und g erklingt. Die Kirche enthält eine Kreuzigungsgruppe mit einer selten dargestellten Gruppe von 5 Personen des Bildhauers Christian Schäufele (1884-1915). Im Kirchenschiff vor dem Altar wurde unter einer Steinplatte vor dem Chor eine reichhaltige Grabstätte mit einem Paar goldenen Traubenohrringe und ein zerfallenes Eisenschwert aus der alemannischer Zeit (260 – 496) gefunden. |
25.6.1917 | 1. Weltkrieg: zwei Glocken, die Mittlere und die Kleine von 1913, werden eingezogen. Die große Es-Glocke – gegossen 1774, verblieb auf dem Turm. Da die Orgelpfeifen aus Zink und nicht aus Zinn bestehen, werden diese nicht eingezogen. |
1919 | Definitives Gründungsjahr des Kirchenchores im Dezember unter Pfarrverweser Fauter nach mehreren vergeblichen Versuchen in den Jahren 1898 und 1906. Dirigent war Herr Kugler und Vorstand Philipp Macco. |
22.5.1921 | Weihe der wiederbeschafften Glocken, die die Inschriften tragen: Mittlere Glocke: „ O Land, Land, Land höre des Herrn Wort ! Ich rufe: Der Helden Tod, des Reiches Not, den ewgen Gott. 1914“. Kleine Glocke: „ Dem Vaterland zur Wehr 1917, Gott wieder zur Ehr. 1921“ Friedrich Boger holte die Glocken mit einem Pferdefuhrwerk in Stuttgart ab. |
22.1.1942 | 2. Weltkrieg: zwei Glocken werden wieder eingezogen: Die unter großen Opfern beschaffte „mittlere“ Glocke von 1921 und die 1774 gegossene „große“ 1073 Kg schwere Es-Glocke. Zum Abseilen musste Zimmermann Reiner einen großen Querbalken in die Turmhaube einziehen, an welchem ein großer Stahlseilzug befestigt wurde. Zeitzeuge Kuno Krieger berichtet, dass beim Abseilen der Kurbelmechanismus blockierte. Beim Versuch, das blockierte Seil zu lösen, gab es einen Ruck und der Querbalken brach. Die große Glocke zerschellte aus einer Höhe von 7-8 Meter vor dem Konfirmandensaal. Der Aufschlagkrater war lt. Pfr. Munk bis 1985, dem Jahr der Kirchenrenovierung, zu erkennen. Zeitzeuge Karlheinz Zeyer erzählte, dass dieser Unfall kein „rein technisches“ Versagen war. |
18.3.1945 | Die Konfirmation findet wegen der Tieffliegerangriffe morgens um 6 Uhr bei Dunkelheit statt. Es kann nur die Taufglocke geläutet werden. |
4.4.1945 | Beim Einmarsch der Amerikaner wird die erste Granate gegen die Nordseite des Kirchturmes gefeuert und hinterlässt eine jahrelang zu sehende Narbe. Bei der Explosion wird das Dach des Konfirmandensaal an der Ostseite abgedeckt. Die weiße Fahne wird gehisst und verwickelt sich im Zeiger der Turmuhr, so dass sie stehen bleibt. |
6.4.1945 | An Nachmittag des 6. April standen plötzlich 200 ehemalige Personen aus Russland und Polen vor Schule und Rathaus und verlangten untergebracht zu werden. Der amerikanische Major verlangte von Bürgermeister Sauter die sofortige Unterbringung und Freimachen der Durchgangstraße. Da Privathäuser, öffentliche Gebäude und Gaststätten bereits durch Amerikaner und Franzosen besetzt waren, wurden sie schweren Herzens im Konfirmandensaal der Lorenzkirche untergebracht. Der amerikanische Major befahl Bürgermeister Sauter die Verpflegung durch ein „gutes Essen“ und nicht nur durch Eintopf. Frau Elise Eberle, Frau Margarete Flister und Frau Marta Sauter übernahmen diese schwere Aufgabe. Auch hier kam es zu Plünderungen: das Wäschelager der Fa. Bleyle, im Löwen vom Stammsitz in Ludwigsburg ausgelagert und die Bekleidung des in Heilbronn ausgebombten Pfarrers Traub, der sein Hab und Gut in die Sakristei gerettet hatte. Dies dauerte bis zum 9. April. |
15.4.1945 | Der erste Gottesdienst findet um 15 Uhr statt. |
10. + 11.2.1951 | Glockenweihe von drei neuen Glocken (Gießtag 23.1.1951) „drei vierspannige, schön geschmückte Fuhrwerke“ holen die Glocken in der Gießerei/Hütte A. Bachert in Heilbronn ab und werden von 10 Käsreitern begleitet. Zum letzten Mal läutet die einsame „kleine“ Glocke, Gießjahr 1921, die am darauffolgenden Sonntag vom harmonischen Klang (E – G – A) der neuen Glocken abgelöst wird. „Kleine“ Glocke – Taufglocke- Schlagton „A“, Gewicht 468 kg: Inschrift: „Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ Symbol: Hl. Geist als Taube über einer Kirche. Schmuck: Zierfries aus Trauben-, Blatt- und Kreuzmotiven. „mittlere Glocke“ – Kreuzglocke – Schlagton „G“ – 687 kg: Inschrift: „ Er ist unsere Friede. Den Gefallenen und Vermissten zum Gedächtnis“ Symbol: Kruzifix. Schmuck: Zierfries mit Motiven der Kreuzgruppe und Kreuz. „große“ Glocke – Betglocke – Schlagton „E“ – Gewicht 1188 kg. Inschrift: „ Dein Reich komme“. Symbol: (PX) Labarum mit Christuskrone. Schmuck: Zierfries aus Kronen und Wellenlinien. |
11./12.2.1951 | Installation eines elektrischen Läutewerkes mit drei Läutemaschinen und Genehmigung durch den Oberkirchenrat Stgt. am 26.2.1951. |
1964 | Unglückliche „Modernisierung“ des Innenraumes. Nachdem die Steinplatten im Altarbereich entfernt sind, werden weitere Knochenreste gefunden. |
1980 | Außenrenovierung |
1990 | Erneute Innenrenovierung mit Rückkehr zu den Plänen von Prof. Martin Elsässer |
2020 | Umfangreiche Restaurierung der historischen Orgel. Die Einweihungsfeier fand am 12. September statt. Die Predigt hielt Pfr. Eberhard Theilig aus dem Lukasevangelium Kapitel 17 Verse 5+ 6. |
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Pergamenturkunde im Stift Bad Wimpfen zur Kirche am Platz der heutigen Lorenzkirche: |
Quelle: |
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Titelblatt des Fundberichts aus dem Jahr 1913 | Die goldenen Ohrringe |
Innenraum der Lorenzkirche |