Unsere Gegend wurde seit eh und je immer wieder von Kriegen heimgesucht. Heilbronn, eine von beiden kriegführenden Parteien begehrte feste Stadt, und die große Verkehrslinie des Neckars brachten es mit sich, dass die Heere immer wieder hier zum Neckar zogen und unsere Gegend mit berührten. Während des Dreißigjährigen Krieges und auch später bei den Franzosen-Einfällen, zogen hier immer wieder Soldaten durch, brandschatzten, raubten, plünderten und mordeten. An den Dreißigjährigen Krieg erinnert heute noch die Schwedenmetze, von der die Alten grausige Geschichten erzählt haben, und die sich im Hinterhaus des August Weinreuter befunden haben soll.
Bei einem Brand in Massenbach, so um die Jahrhundertwende, zu dem die Schluchterner Wehr durch Feuerreiter zu Hilfe gerufen wurde, sei eine Begebenheit erwähnt, die ob ihrer Originalität nicht vorenthalten werden soll:
Das Feuer konnte auf seinen Herd beschränkt und das Umsichgreifen auf die Nachbargebäude verhindert werden. Nach getaner Arbeit haben die Feuerwehrleute ihrerseits auch kräftig „gelöscht" und die Massenbacher haben immer wieder eingeschenkt. Dieses „Löschen" ist anscheinend einem Steiger von hier nicht gut bekommen, denn er fing zu randalieren an. Da er sich nicht beruhigen ließ, wurde er ins Arrestlokal im Rathaus eingesperrt. Der Arrestant hat aber nicht gewartet, bis er morgens vom Schütz wieder freigelassen wurde, sondern, da er ein kräftiger, junger Bauhandwerker war, die etwas morsche Riegelwand des Rathauses hinausgedrückt und ist frohgemut über den Galgenberg und das Rotfeld seinen heimatlichen Gefilden zugewandert.
Der Bürgermeister und der Schütz haben natürlich große Augen gemacht, als ihr Häftling, morgens, da sie ihn herauslassen wollten, nicht mehr vorhanden war. Das hat selbiges Mal natürlich einen Mordsspektakel gegeben, und die Massenbacher wurden nicht schlecht gehänselt ob ihres „stabilen" Arrestlokals. Man hat in Massenbach aus dieser Sache aber keine Staatsaffäre gemacht (zur Ehre des damaligen Schulzen sei dies extra erwähnt), sondern hat weise geurteilt. Bestraft wurde der Feuerwehrmann nicht. Da er aber Gipser war, musste er das Loch, das er in die Wand des Rathauses gebrochen hatte, wieder fein säuberlich zumauern und innen und außen verputzen.
Die jungen Bauernburschen auf dem Dorf hatten früher sehr wenig Geld. Verdienen konnten sie nebenbei kaum etwas. Und der alte Bauer war knausrig. Der hatte den Kreuzer zwei- und dreimal umgedreht, ehe er ihn herausgerückt hatte. Was Wunder, wenn die Jungen auf Abhilfe der dringenden Geldnöte bedacht waren. Da wurden denn, wenn der Boden voll Korn war, „Geistler" gemacht. Früher hatten sich die „Geistlesmacher" in weiße Laken gehüllt, damit wollten sie ungebetene Gäste ängstigen bzw. nicht erkannt werden. Da hat sich also der junge Bauer mit seinen Kameraden zusammengetan und, wenn die Luft rein war, einige Säcke Getreide vom Boden heruntergeschafft und verkauft und das Geld in die eigene Tasche gesteckt. Nun ist hier einmal beim „Geistlesmachen" folgendes passiert:
Einige Bauernburschen waren beisammen, um ihrem Freund behilflich zu sein, die „Geister" vom Boden herabzuschaffen. Die da sich zusammengefunden hatten, waren aber ein paar ganz Gnitze. Als sie die Säcke auf dem Rücken aufgepackt hatten, sind sie die Bodenstiege rückwärts heruntergegangen. Sie waren gerade auf der letzten Stufe mit dem ersten Sack angelangt, als der Bauer, der früher als vorgesehen nach Haus kam, sie überraschte. „Was gibts den do", sagte der Bauer. Da erwiderte der Heiner: „Hansjörgsvetter, mir welle do a paar Sack reistelle!" „Nix do", sagte der Hansjörgsvetter, „en mei Haus kummt nix rei, naus mit dem Sach", — was sich die Geistlesmacher nicht zweimal sagen ließen.
Auch der Weinzehnte wurde in der alten Kelter gefasst und von da nach Hilsbach transportiert, wo die Zehntkellereien waren. Ein Chronist weiß da nun eine nette Geschichte zu berichten: „Beim Keltern des Weines stand bei den Pressen ein großes Fass, in das jeder zehnte Kübel Wein vom Wengerter als Abgabe geleert werden musste. Wenn nach einiger Zeit das Fass voll war, wurde der Inhalt in Fässer auf bereitstehenden Fuhrwerken umgefüllt und nach Hilsbach transportiert. Als nun eines Tages der Rentmeister den frisch gekelterten Wein in die bereitstehenden Fässer umfüllen lassen wollte, war in dem Fass anstatt des köstlichen Weines Traubentrester enthalten." Es hat also auch dort schon Leute gegeben, die sich zu helfen wussten. Wie die Sache ausgegangen ist, davon weiß der Chronist allerdings nichts zu berichten.
Ablösung des Zehnten:
In der Zeit, als der Zehnte durch Geld abgelöst werden sollte, war hier ein evangelischer Pfarrer, der das Herz auf dem rechten Fleck gehabt haben muss und den Bauern mit Rat und Tat zur Seite stand. Es war der letzte Pfarrer hier, der den sehr umfangreichen Grundbesitz der evangelischen Pfarrpfründe selbst bewirtschaftet hat. Als Gespann hatte er ein Paar Russenpferde und ein Paar Schaffochsen.
Vor allem soll sich der Pfarrer um eine für die Bauern günstige Lösung bei der Abschaffung des Zehnten eingesetzt haben. Er sei damals auf dem Pferd nach Karlsruhe geritten und habe über diese Angelegenheit mit dem Großherzoglichen Kämmerer selbst verhandelt und auch zu einem guten Ende geführt. Der Zehnte wurde durch eine bestimmte Summe an Geld für immer abgeschafft. An seine Stelle traten dann die Abgaben in Geld. Über diesen Pfarrer wird nun eine weitere sehr nette Geschichte berichtet. Durch seine etwas weltliche Art soll er bei einem Teil der Gemeindemitglieder in Ungnade gefallen sein. Diese haben sich bei dem Oberkirchenrat in Karlsruhe über den Pfarrherrn beschwert. Eines Tages nun kam ein Herr aus Karlsruhe, um nach dem Rechten zu sehen. Der Pfarrer war aber nicht zu Hause, sondern mit seinem Knecht im Stahlbühel bei Feld arbeiten. Während der Knecht mit den Pferden pflügte, saß der Pfarrherr dieweil auf dem nahen Grenzstein und studierte seine Sonntagspredigt. Da hörte er vom nahen Dorf das Erstläuten. Er konnte sich keinen Vers darauf machen. Nach einer halben Stunde läutete es zum zweiten Mal; auch dies focht den Pfarrer noch nicht an. Doch als es zusammenläutete, schwang sich der Pfarrherr auf eines der Pferde und sprengte nach Hause. Er zog seinen Talar an und begab sich in die Kirche.
In der Kirche waren schon die meisten Gemeindemitglieder versammelt, die, als es zusammenläutete, ihre Arbeit liegen ließen und dem Ruf der Glocken folgten. Als der Pfarrherr auf die Kanzel kam, lag daselbst ein weißes, unbeschriebenes Blatt. Gleichzeitig entdeckte er in den Kirchenbänken einen fremden Herrn.
Der Pfarrherr nahm das leere Blatt Papier und begann folgen dermaßen: „Hier ist nichts", er drehte das Blatt um und sprach, „und hier ist nichts, und aus Nichts hat Gott die Welt erschaffen." Dann hat der Pfarrer den Text bekanntgegeben, über den er heute predigen wollte und der lautete: „Wenn der Hausvater wüsste, dass der Dieb käme, würde er wachen." Der Pfarrer hat aus dem Stegreif eine Predigt gehalten, die großartig war. Und der Herr vom Oberkirchenrat fand auch sonst an dem
Pfarrherrn nicht das geringste auszusetzen.
Als die Kirche aus war und der Pfarrer den Segen gesprochen hatte, kam der fremde Herr auf den Altar zu und hat sich den Kirchenbesuchern vorgestellt und sie gebeten, einen Augenblick noch da zu bleiben. Er sagte zu ihnen: „Leute, was habt ihr vorzubringen gegen Euren Pfarrherrn?" Da seien sie alle dagestanden und haben kein Wort zu sagen gewusst. Da sagte der Herr aus Karlsruhe: „Ja, Leute, was wollt ihr eigentlich von Eurem Pfarrer? So eine Predigt habe ich schon lange nicht mehr vernommen. Und sonst ist auch alles in bester Ordnung." Der Pfarrer soll noch viele Jahre hier gewirkt haben.
Bei der Trauben-Ernte wurde früher der Wagen mit den Bütten und Zubern draußen gelassen im Rebengelände, bis entweder das Geschirr voll, oder die Lese beendet war. Bei Nacht zogen dann die Leserinnen, die Buttenträger und Kinder mit Lampions unter Gesang nach Hause. Da wird auch von einem Wengertschütz berichtet, der nicht nur ganz „gnitz" war, sondern auch ein Wildschütz, wie er im Buche stand. Das ist auch dem Jagdpächter zu Ohren gekommen, der den Wengertschütz nach der Hut deswegen gestellt hat. Der Wengertschütz brachte seine Pistol und sagte zu dem Jagdpächter: „Probieren Sie doch selber, ob man mit dieser Pistole einen Hasen schießen kann." Der Jagdpächter hatte einige Male die Pistole ausprobiert, doch die Scheibe war jedes Mal unverletzt. Darauf sagte der Jagdpächter zu dem Wengertschütz: „Mit dieser Pistole dürfen Sie Hasen schießen, so viel Sie wollen." Das hat der Wengertschütz auch getan. Er hatte nämlich eine Pistole die um die Ecke schoss.
Beim Schmied
Ein unvergessenes Bild, wenn bei schönem Sommerwetter Kind und Kegel unterwegs war, um das duftende Heu einzubringen. Wenn Fuhre an Fuhre vom Langwiesental das Massenbacher Strässle heimwärts zog. Eine endlose lange Reihe hoch beladener Heuwagen, gemächlich ziehende Kühe oder Ochsen davor gespannt. Dazwischen Hü-Hot-Rufe und lustiges Peitschengeknall. Das ganze Tal war erfüllt von emsigem Tun. Wenn sommers die Kinder zur Dorfschule auf den Berg gingen, waren die Bauern schon mit den Pferden vor der Schmiede, von denen es zwei gab: den Bergschmied und den Unterdörfer Schmied.
In der Schmiede wurden auch die Neuigkeiten durchgehechelt. Vor allem an Regentagen war die Schmiede oft so voll, dass man sich kaum noch regen konnte. Wenn es dem Bergschmied zu bunt wurde, nahm er ein stark glühendes Eisen aus der Esse und schwenkte es rundum, dass die Funken nur so sprühten. Da flüchteten die Besucher in die hinterste Ecke der Schmiede, die anderen zur Tür hinaus. Der alte Bergschmied aber schmunzelte listig vor sich hin und brummelte in seinen Bart: „Euch will ich helfen!"
Die Unterdörfer Schmiede befand sich früher im Anwesen des Otmar Rau, in der Heilbronner Straße. Die überdachte Einfahrt diente als Beschlagplatz. Der Sohn des alten Schmiedes, Heinrich Würz, hatte die Werkstatt, im heutigen Anwesen des Josef Ganzky, neu eingerichtet. Wilhelm Würz war der letzte Unterdorfer Schmied.
Der Gäulbach
Der Gäulbach hieß die Stelle des alten Flussbetts des Leinbachs dort beim Schwesternhaus. Eine Furt führte in das Bachbett. Hier wurden sommers die Pferde zur Schwemme geritten. Die Zufahrt diente außerdem in früheren Zeiten bei Feuersnot zum Wasserschöpfen. Wie freuten sich die Buben, wenn sie die Pferde ins Wasser reiten durften. Wenn man unter der alten Brücke durchritt, musste man sich ganz flach auf den Gaul legen, damit man vom Brückenaufbau nicht abgestreift wurde. Es kam auch vor, dass der Gaul — des Reiters ledig — aus dem Bachbett steilte und mit hocherhobenem Schweif wiehernd davongaloppierte, während der Reiter pudelnass hinterherhinkte.
Der Pfarrer
Gerda F. war ein besonders lebendiges Mädchen, die sich nicht gerne an die Regeln hielt. Sie hat manche Streiche angestellt. Einer der Streiche war, dass nachdem sie vom katholischen Pfarrer, der die Vertretung des evangelischen Pfarrers übernommen hatte, nach einer Undiszipliniertheit aus dem Klassenzimmer verwiesen wurde.
Heimlich schlich sie sich wieder ins Klassenzimmer. Der Pfarrer saß auf einem Stuhl vor den Schülern. Er hatte wie üblich seine Jacke über die Rücklehne des Stuhles gehängt. Gerda schlich unter den Stühlen an den Rücken des Stuhls des Pfarrers. Die Jacke des Pfarrers hatte auf dem Rücken ebenfalls silberfarbene Knöpfe.
Gerda rieb mit der mitgeführten Creme die Knöpfe ein und schlich wieder aus dem Klassenzimmer. Der Pfarrer, der nach dem Unterricht eine Besprechung beim Bürgermeister hatte bemerkte die Missetat nicht. Erst beim Bürgermeister wurde die Tat entdeckt und belacht.
Die Schwefeltat
Gerda F`s Vater war der Feuerwehrkommandant. Ganz in der Nähe ihres Elternhauses war ein Bauernjunge mit dem sie gemeinsam manchen Streich ausübte. Gerda wurde von diesem alarmiert, dass sich in der Nähe einer offenen Ablaufrinne des Hauses einer anderen Bauernfamilie Schwefelblätter befanden. Er hatte beobachtet, dass der Bauer in der Küche saß und die Zeitung las.
Die beiden gingen zusammen zu dem Haus des Bauern, entzündeten die Schwefelblätter und schoben diese unter den Auslauf des offenen Regenablaufs. Auf einer kleinen Anhöhe konnten sie in die Küche des Bauern blicken. Nach einer kürzeren Zeitspanne machte sich der Rauch in der Küche immer stärker bemerkbar. Der Bauer vermutete, dass es ein Brand seines Hauses gab und schrie nach Gerdas Vater um Hilfe. Gerdas Vater und der Vater des Nachbarjungen eilten herbei und bemerkten sofort die Ursache des Rauches. Nachdem sie ihre beiden Kinder nicht auffinden konnten, war den Beiden sofort klar, wer der Urheber der Schwefeltat war.
Der 1. Maischerz
Die jungen Männer des Dorfes stellten immer wieder in der Nacht zum 1. Mai Streiche an. Ein gern ausgeübter Spaß war, den hölzernen Wagen eines Bauern auseinander zu bauen und auf dem Scheunenboden wieder zusammen zu bauen und mit dem Stroh, welches sich auf dem Scheunenboden befand, zu beladen.
Die Franz
Im Dorf lebte ein Mann, den alle nur den Russ nannten. Er wohnte in einem ziemlich verwahrlosten Haus. Er kaufte jeden Tag Schokolade ein. Gerda F. wurde auf diesen Schokoladeverbrauch aufmerksam und befragte den Russ, warum er so einen großen Schokoladeverbrauch hat. Der Russ erklärte, dass er diese Schokolade für eine Franz brauche, eine Ratte, die mit ihm zusammenlebe.
(erzählt vom Metzgermeister Willy Schütz, 1920 – 1995)
In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg herrschte große Not. Und im Heuchelberg gab es einen hohen Wildbestand – Wald, Felder und Weinberge waren noch naturbelassen (z.B. gab es viele Hohlen – Wimpfener-, Greffenberger-, Baunzel-Hohle). Der damalige Jagdpächter, der Hotelbesitzer Schön aus Heilbronn, hatte einen Jagdaufseher Friedmann aus Schwaigern. In Großgartach war man der Meinung, dass der „großkopfete“ Jagdpächter nicht das Recht hätte, allein über das viele Wild zu verfügen, denn es gab für Wildschäden keine Entschädigung. So nahmen die Großgartacher ihr „Recht“ selber in die Hand.
Treibjagd als Kesseljagd mit Jägern und Treibern
Es ist verbürgt, dass einmal bei einer Treibjagd 340 Hasen, 16 Füchse und 18 Rehe geschossen wurden (Paul und Gustav Wolff haben dies im Bild festgehalten, sie haben das erlegte Wild im Leiterwagen nach Hause gefahren).
Als einmal der Jagdaufseher krank war, veranstalteten die Großgartacher Wilderer eine Treibjagd an einem Sonntagvormittag als die meisten Leute in der Kirche waren.
Im Bereich der jetzigen Wasserstaffel zum Heuchelberg tauchte plötzlich Jagdpächter Schön auf. Alle Wilderer liefen mit ihren geschwärzten Gesichtern auseinander. Kurz darauf krachte ein Schuss. Ein Wilderer hatte sich in einem Gebüsch versteckt. Dabei hat sich ein Schuss aus seinem Gewehr gelöst und die ganze Schrotladung ging ihm in die Brust. Er wurde tot aufgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen erbrachten keine Zeugen, noch andere Beteiligte. So ist Gras darüber gewachsen!
Gottlob – Spezialist im Hasen fangen
Gottlob hatte eine besondere Hasen-Fangmethode. Er sagte, die Hasen hätten die Eigenart, dass sie einem Fuhrwerk nachsehen würden und keine Gefahr wittern täten.
Also fuhr Gottlob mit seinem Kuhgespann durch die Hohlwege und ging zu Fuß mit Abstand hinterher - in der Hand wurfbereit eine „Holzhobe“, um damit den Hasen totzuwerfen, dann steckte er ihn in einen Sack und schmiss ihn auf den Wagen.
Einmal hat ihn der Jagdpächter im Verdacht. Er war mit seinem Jagdhund unterwegs und hat das Fuhrwerk inspiziert. Gottlob, der mit allen Wassern gewaschen war, hatte vorsorglich etwas stinkenden Saumist aufgeladen und darunter den Sack mit dem Hasen versteckt. Der Hund zog den Schwanz ein und lief mit seinem Herrn von dannen.
Gottlob – in Feldhas-Nöten
Eine Binokel-Runde, zu der auch der Gottlob gehörte, beschloss, ein Hasenmahl zu machen, das sie nach dem Spiel verspeisen wollten. Gottlob gelang es aber nicht, einen Hasen zu fangen! Dies belastete ihn schwer – bis er eine super Idee hatte. Er ging zu seiner Tante, die Katzen hatte, und sagte ihr: „Kannst du mir nicht deinen Kater überlassen, ich werde in letzter Zeit von einer Mäuseplage heimgesucht.“ Der Deal klappte. Zu Hause zog er dem Kater das Fell über die Ohren, hackte Kopf, Pfoten und Schwanz ab und brachte das Fleisch noch warm zur Wirtin. Diese fragte: „Gottlob, warum zuckt das Fleisch noch?“ Gottlob: „Ich hab den Hasen beim Springen totgeschmissen, deshalb ist das Fleisch noch in Aufregung!“
Das Hasenmahl war gerettet und Gottlobs Hasenehre nicht ramponiert!
Es gab in Schluchtern eine Schreinerei, die unter anderem auch Särge herstellte.
Eines Tages, nachdem wieder ein Sarg fertiggestellt war, sollte überprüft werden, ob er dicht war. Man hatte Angst, wenn noch Helligkeit im Sarg zu sehen war, dass der Gestorbene wieder aufstehen würde. Der Lehrling wurde gebeten, sich in den Sarg zulegen, deshalb wurde der Sargdeckel darüber gelegt. In diesem Augenblick betrat eine Kundin das Geschäft, um sich Möbel anzusehen.
Dem Lehrling dauerte das Gespräch mit der Kundin zu lange. Er hob den Sargdeckel hoch und wollte aus dem Sarg steigen. Die Kundin, die in der Nähe des Sarges stand, bekam einen riesen Schreck und verließ sofort das Geschäft.
Ob sie später wieder kam, ist unbekannt.
Erst Mitte der 1960er Jahre wurden die Abwasserrohre verlegt. Vorher lief das Spül-, Wasch- und sonstiges Wasser in Rohren an der Hauswand herunter und am Haus dann in einer Rinne Richtung Straße. Damit die ganze Brühe nicht über den Gehsteig - damals Trottoir – floss, ging es in viereckigen Rohren unter dem Gehweg hindurch, in die Kandel und dann Richtung Bach. Spül- und Waschmittel wurden nur spärlich eingesetzt.
Einzig das Problem mit den menschlichen Hinterlassenschaften musste noch geklärt werden. Zum einen wollte das keiner auf der Straße haben und zum anderen war es wertvoller Dünger. Wenn die Hinterlassenschaften nicht auf der Miste landeten, gab es Klogruben und die mussten regelmäßig geleert werden. Keine beliebte, aber eine notwendige Arbeit.
So fuhr auch eines schönen Tages einmal ein Großgartacher mit seinem Fässle, das er mühsam gefüllt hatte, in Richtung Heuchelberg. Er wollte seinen Wengert damit düngen, doch die Feldwege waren uneben und es kam wie es kommen musste, das Fässle geriet in Schieflage und kippte schließlich um. Die ganze Brühe lief auf den Feldweg (natürlich ungeteert) und es war nichts mehr zu retten. Das war mehr als ärgerlich und so kam es zu folgendem Ausspruch „Wegen der Schinderei wär’s net gwä, aber dass i das ganze Jahr umsonst gschisse hab!“
In Schluchtern gingen zwei Nachbarn die Arbeit gemeinsam an. Bei zwei Familien war es aber mit einmal aufs Feld fahren nicht getan. Mit der Kuh fuhren sie die Brühe auf die lange Wiesen (Richtung Massenbach). Gemeinsam machten sie dann auch Mittag, um nach dem Essen die Arbeit zu vollenden. Frisch gestärkt ging es nach dem Mittagessen zum Gespann und los ging‘s Richtung Massenbach. Als sie jedoch bei den langen Wiesen angekommen waren, war das Fass leer – sie hatten vergessen es nach dem Mittagessen wieder zu füllen!
Die Brühführerei war meist recht geruchsintensiv, um nicht zu sagen, sie stank gen Himmel. So befasste sich der Gemeinderat, noch bevor die Kanalisation verlegt wurde, mit dem Problem. Es stand im Raum, das Mist- und Brühführen an Samstagen zu verbieten. Einige Gemeinderäte hatten die Bauern im Auge, die das schließlich die ganze Woche machen könnten. Schließlich stand ein Bauer im Gemeinderat auf und meinte, dass vor allem die Handwerker und Arbeiter am Samstag ihre Brüh führten und die hätten unter der Woche keine Zeit. Die geruchsempfindlichen Gemeinderäte hatten den eigenen „Mist“ den sie machten vergessen!
Auch Schullehrer mussten ihre Notdurft verrichten und damit auch ihre Grube leeren (lassen). Mit der Zeit war schon die ein oder andere Neuerung gekommen. So kam es, dass der Nachbar mit einem Vakuum–Fass ihm half. Es war schon um einiges einfacher, wenn mit Hilfe der Technik die Brühe aus der Grube gepumpt wurde und nicht wie vorher mit der Hand alles raus geschippelt werden musste. Allerdings hatte die Technik auch so ihre Tücken. Als der Lehrer auf den Traktor stieg – er musste schließlich sagen, auf welches Grundstück der „Segen“ fließen sollte – stützte er sich aus Versehen an dem Hahn ab, der das Fass öffnete. Die Spur begann auf der Straße direkt vor seinem Haus bis zu seinem Grundstück. Es war kalt und die Brüh ist gleich – soweit es ging – auf der Straße zu Eis gefroren und so rief der Bauer nachdem er es bemerkt hatte auf dem Rathaus an, um es zu melden. „Ja isch scho wieder a Brühfass ausg’loffe?“ war die Antwort. Die Tochter des Schullehrers hatte den Vorfall schon gemeldet.