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Sagen - Die Keltersäule

Auf dem Platz der früheren Gemeindehalle in Schluchtern an der heutigen Badener Straße war vorher die Kelter.
Es war auch das Revier der Keltersäule.
Dies ist ein bitterböser Geist, der zur Strafe für seine Untaten als Säule sein Unwesen treiben muss.
Vor allem in mondhellen Nächten soll die Wutz zu sehen  sein.
Mit Gruseln sind die Kinder bei Nacht an dem alten Gemäuer der Kelter vorbei gegangen sein.

Nicht weit vom Riedbrünnle, wenige Meter nach Westen abgesetzt, befand sich der sogenannte Ochsenbrunnen. Ein Tümpel mit 2-3 Meter Durchmesser. Mit dem Rechenstiel konnte man in der Mitte dieses Sumpfloches den Boden kaum erreichen. Da geht die Sage, dass früher dort einmal ein Bauer samt den Ochsen und dem geladenen Heuwagen im Wasser und Schlamm ertrunken sei, weil er sonntags habe Heu einfahren wollen.

Das Riedbrünnle oder der Kindlesbrunnen, wie die Quelle in der Ried genannt wurde, lag rechter Hand des ehemaligen Wiesenweges, der das Tälchen in westlicher Richtung durchzog. Sein Wasser entspringt heute einige Meter weiter aus dem Boden. Auch in den heißesten Sommern ist diese Quelle nie versiegt. Bis in die zwanziger Jahre, als dieses Gelände entwässert wurde, war das Ganze ein schönes, idyllisches Wiesental von Erlengehölz an den Gräben durchzogen, Wildenten schnatterten im Schilf. Vor dem Brünnle war eine Mulde mit Steinen ausgelegt und zum Teil eingefasst. Da wurde im Sommer das Stroh zum Binden der Reben und auch die Strohseile zum Binden der Garben angenetzt. Den Durst hat dieses klare Quellwasser obendrein noch gelöscht. Aus dieser Quelle soll früher der Storch die kleinen Kinder geholt haben. Aber nur, wenn für ihn Zucker auf das Fensterbrett gelegt wurde. Leider kann dies der Storch heute nicht mehr tun, da keiner mehr in unserem Dorf nistet.

Eine Sage sowohl in Schluchtern wie auch in Großgartach

Die Sage von General Hopp oder wie die Hoppenstraße zu ihrem Namen kam
(aus dem „Heimatbuch Leingarten“ S.448)
Der General Hopp lebte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, so um das Jahr 1630. Er hatte vielerlei Untaten vollbracht und stand deswegen in einem äußerst schlechten Rufe. Seine gerechte Strafe fand er allerdings in Großgartach, als er von Nordheim her in das Dorf ritt. Die Großgartacher waren nämlich der Meinung, dass auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört und beförderten ihn kurzerhand mittels Köpfen zum Tode.
Die Straße, durch die der General Hopp damals hereinritt, heißt seitdem die Hoppenstraße. Hopp hat aber bisher keine Ruhe finden können. In besonders nebligen Nächten sieht man ihn die Hoppenstraße herunterreiten, seinen Kopf unter dem Arm haltend, und dann reitet er wieder zurück und verschwindet im Nebel. Wenn die Straßenbeleuchtung eingeschaltet ist, sieht man ihn aber nur sehr selten.

Die Sage vom General Melac in den Franzosenkriegen
(Die Schluchterner Version vom General ohne Kopf)
In den Tagen vor der Ernte, wenn die Ähren von Frucht schon schwer sich neigen, wenn wie Wellen im Meer die Getreidehalme im Winde sich wiegen, dann durchstreift der Reiter ohne Kopf die Fluren. Sein Weg führt vom Taschenwald über den Stahlbühel, den Rotweg, die Kleine Hohle und die Bahnhofstraße entlang über den Bahnübergang. Dort wendet er sein tiefschwarzes Ross nach Osten; reitet über die Eichbott, um schließlich auf die Großgartacher Gemarkung überzuwechseln. Bei diesem unheimlichen Reiter soll es sich um den französischen General Melac handeln, der mit seinem Heer in den Franzosenkriegen auch unsere Gegend heimsuchte. Die Soldaten mussten auf Befehl ihres Generals die Felder auf der Gemarkung verwüsten. Es war kurz vor der Ernte. Prachtvoll stand das Korn in den Getreideschlägen, die Rosse stampften das bereits reife Getreide in Grund und Boden. Machtlos und mit Tränen in den Augen musste die hiesige Bevölkerung zusehen, wie ihr Brot für das ganze Jahr vernichtet wurde. Durch diese böse Tat mussten viele unserer Vorfahren Hungers sterben. Zur Strafe für diese Freveltat muss der General immer noch durch die Gegend reiten. In hellen Mondnächten kann man ihn sehen. In Schluchtern leben heute noch Frauen und Männer, die den Reiter ohne Kopf gesehen haben wollen.

Kopflose Reiter in deutschen Volkssagen
In nahezu allen deutschen Volkssagen tauchen kopflose Reiter auf – in den verschiedensten Variationen – wobei sie immer nur nachts ihr Unwesen treiben.
Man muss dabei berücksichtigen, dass die Enthauptung im Mittelalter und der frühen Neuzeit die am meisten vollstreckte Hinrichtungsart war. Bis ins 17. Jahrhundert wurden sogar Selbstmörder offiziell vom Henker zusätzlich geköpft.
Die Deutung ist sehr vielschichtig; oft war der kopflose Reiter ein Büßer, der sogar noch erlöst werden konnte.
Es gibt etliche Bücher über kopflose Reiter, auch in Filmen und in der Kunst tauchen sie auf. Besonders markant ist der überlebensgroße Reiter ohne Kopf in Zwönitz auf dem Ziegenberg, Erzgebirge (seit 1992), der auf eine Sage aus dem 17. Jahrhundert zurück geht.

Eine weitere Geschichte, die sich ebenfalls im Herrenwald zugetragen haben soll, wird wie folgt berichtet: Einst waren Musikanten von Schluchtern auf der Kirchweih in Stockheim, die eine der letzten des Jahres ist, und haben daselbst auf ihren Fiedeln zum Tanz aufgespielt. Auf dem Nachhauseweg sind sie über den Heuchelberg durch den Herrenwald heimwärts gewandert. Es war so um die mitternächtliche Stunde, da begegnete ihnen auf dem Herrenwaldweg ein ritterlich gekleideter Herr und bat sie auf seinem nahen Schloss zum Tanz aufzuspielen. Die Musikanten gingen mit dem feinen Herrn zu dessen Schloss, das hell erleuchtet war und in dem lauter vornehme und schön gekleidete Damen und Herren im großen Saal versammelt waren. Da haben sie dann zum Tanz aufgespielt. Hei, wie da die Fiedeln jauchzten, denn nach jedem Tanz bekamen sie einen Kronenthaler, den sie in den Schlitz der Bassgeige steckten. An dieser Bassgeige war auf der Rückseite ein kleines Türchen, aus dem sie auch sonst ihre Kreuzer nach dem Aufspielen herausnahmen und verteilten. Sie bekamen aufgetischt, was Küche und Keller bieten konnten, aßen aus silbernen Tellern und tranken aus goldenen Pokalen einen köstlichen Wein. Sie spielten bis zum frühen Morgen. Da bekam dann jeder von dem Schlossherrn ein Zimmer angewiesen, wo sie bis zum Tagwerden schlafen konnten. Als sie aufwachten lagen sie unter einer Eiche und als sie das Türchen der Bassgeige aufmachten und die Kronenthaler herausnehmen wollten - kamen lauter Kieselsteine zum Vorschein. Sie wähnten, den Wein aus goldenen Pokalen getrunken zu haben - um sie herum aber lagen lauter Klauen von verendetem Vieh.

Aus den Mitteilungen des Historischen Vereins Heilbronn 1960 entnommen.

Die Sage vom Burgfräulen
Eigenartig ist die an der Harchenburg haftende Sage:
Das Burgfräulein müsse dort noch jetzt umgehen, und manchmal singe es eine alte Weise. Wer diese kenne und auch mitsinge, der vermöge sie zu erlösen, um den Schatz im Berg zu gewinnen. Doch dürfte er dabei keinen Laut von sich geben, was er auch sehe und was mit ihm geschehe. Leid erfahre er dabei nicht. Ein Mann aus Schwaigern habe es gehört, habe die alte Weise singen können und sei aufgefordert worden, ihr zu folgen. Da habe sich eine Schlange an ihm emporgeringelt, den Rachen aufgerissen und ihn starr angesehen. Das Burgfräulein habe gesagt: „Nimm das Schlüsselchen aus dem Maul der Schlange und folge mir." Der Mann war beim Anblick des aufgerissenen Maules und dem starren Blick des Tieres so im erschrocken, dass er jäh aufschrie.

Da verschwand die Schlange, und das Burgfräulein wandte sich betrübt ab, weil die Erlösung auch dieses Mal nicht gelungen war.

Die Sage vom Herrenwaldfräle
Ebenso erging es einem Schäfer aus Schluchtern. Doch hier ist die Sage im Wortlaut etwas anders überliefert. Bei uns spricht man nicht vom Burgfräulein, sondern vom Herrenwaldfräle, das eben diesem Schäfer erschienen sei, als er unter einer Eiche im Herrenwald sich niedergelassen hatte, während seine Schafe draußen auf der Wiese weideten. Sein Hund, der neben ihm im Grase lag, hat auf einmal seine Haare gesträubt, geknurrt und gewinselt. Da sei eine weiße Frauengestalt mit einem Krönlein, im langen, fließenden, blonden Haar vor ihm gestanden und habe ein so traurig schönes Lied gesungen. Sie habe zu dem Schäfer gesagt, sie müsse so lange gehen, bis sie erlöst würde. Er könne sie erlösen, wenn er drei Proben bestehe. Es würde ihm bestimmt kein Leid geschehen, doch müsse er Mut haben, und bei allem was auch geschehe kein Wort sprechen. Der Schäfer nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging mit dem Herrenwaldfräle. Da tat sich vor ihm eine feurige Wand auf, die er überwinden musste. Er bestand die Probe, ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wurde. Und schon sprang ein großer, schwarzer, zotteliger Hund ihn an, sperrte seinen Rachen auf, ohne aber dem Schäfer ein Leid anzutun. Doch dann kam eine Schlange auf ihn zu, heißen Atem ausstoßend. Sie kam immer näher und immer näher - ringelte sich an ihm hoch - immer höher und immer höher. Die Schlange hatte schon den Hals des Schäfers erreicht und berührte mit ihrem heißen Atem sein Gesicht. Da schrie der Mann in seiner Todesangst: „Ach Gott hilf mir!" Da verschwand die Schlange und das Herrenwaldfräle sagte mit tränenerstickter Stimme: „Jetzt muss ich wieder solange gehen, bis aus der nahen jungen Birke ein großer Baum geworden ist, und daraus eine Wiege gebaut und in der Wiege ein Kindlein gewiegt wird." Und das Herrenwaldfräle ward nicht mehr gesehen.

Nach hiesiger alter Überlieferung soll das Herrenwaldfräle der unerlöste Geist einer adeligen Dame sein, die aus Eifersucht das Kind ihres Geliebten in einen Brunnenschacht gestoßen habe. Für diese Freveltat wurde die Frau auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Noch viele Einwohner wollen früher das Herrenwaldfräle gesehen und ihren Gesang vernommen haben, doch die Probe wurde von keinem mehr verlangt.

Auf dem Heuchelberg geisterte es früher sehr
Aus dem Zabergäu-Leintal Anzeiger, Walter Medien Verlag - heute Nussbaum Medien, Bad Rappenau  
Von Irmhild Günther 
Die Sagen des Leintales sind in vielen Fällen mit den Sagen aus dem Zabergäu verwandt.
So gibt es dort wie hier den Geist des französischen Generals Melac, der während der deutsch-französischen Auseinandersetzungen Ende des 17. Jahrhunderts die Pfalz verwüstete. Sein Name ging wie eine Schreckensnachricht durch alle angrenzenden Landschaften, so auch durchs Zaber- und Leintal, wo er ebenfalls wütete. Im Leintal geisterte er nach seinem Ableben in den Tagen vor der Ernte auf einem schwarzen Roß umher - im Zabergäu ist es ein weißes Pferd. In beiden Fällen handelte es sich um die Strafe für seine Untaten. Er muss dafür auch den Kop unter dem Arm tragen, was in der Sagenwelt eine besondere Strafe darstellt.

Es gibt in beiden Tälern aber auch grenzüberschreitende Sagen im geografischen Sinn des Wortes. Da, wo im Heuchelberg die Grenzsteine von Nordheim, Schwaigern, Schluchtern und Großgartach aufeinander stoßen, befinden wir uns am Pfohles Grab. Pfohle war ein Weingärtner, der mit dem Teufel im Bunde stand. Er hatte immer gute Ernten und immer ausreichend Geld. Seine Hacke arbeitete für ihn von selbst, sobald er ihr den Befehl dazu gab. Das konnte auf die Dauer natürlich nicht gut gehen. Es kam, wie es kommen musste: Der Teufel hat sich, so sagten es die Leute, den Pfohle geholt. Man fand ihn mit einem dunkelblauen Gesicht tot in seiner Weinberghütte. Seine Seele ging zum Teufel. Begraben wurde er an jener Stelle, wo die vier Grenzen aneinanderstoßen. Man nennt sie seitdem Pfohles Grab. Im Jahrbuch des 1200-jährigen Bestehens von Schluchtern ist eine andere Version von Pfohles Existenz, Name und Ende zu finden. Dort handelt es sich um einen heimatlosen Landstreicher namens Falle. Der sei seines nichtsnutzigen Lebens überdrüssig geworden und habe ihm ein Ende bereiten wollen. An einem Baum des Viermärkers Großgartach-Schluchtern-Schwaigern-Nordheim habe er sich erhängt. Als es nun darum ging, den armen Teufel zu beerdigen, war keine der Gemeinden bereit, die Kosten zu übernehmen. Die Schwierigkeit sei die gewesen, dass der Mann nicht über einer Markung hing, sondern über allen vier Markungen. Die Bürgermeister der betroffenen Orte seien im Gespräch darüber in eine hitzige Debatte geraten. Der Schwaigerner Schultheiß schließlich sei dann von den anderen für zuständig erklärt worden, in der Sache zu entscheiden. Doch der hat sich schlau - das sollen der Sage nach die Bürgermeister ja alle sein - aus der Affäre gezogen. Als Rechtsspruch soll er ein lateinisches Sprichwort angewendet haben. Allerdings hat er diesen Spruch allzu frei übersetzt. Es handelt sich nämlich um das bekannte Wort: „Ubi bene, ibi patria" („Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland"). Der Bürgermeister von Schwaigern hat schlitzohrig übersetzt: „Wo die Beine, da das Vaterland". Und die Beine des Landstreichers hingen über der Markung von Schluchtern. So endet die Geschichte damit, dass die Gemeinde Schluchtern die Folgen des Unglücksfalls an Pfohles Grab übernehmen musste.

Diese Geschichte muss bei allen Großmüttern im Leintal und im Zabergäu sehr herumgegangen sein und weil beide Versionen so gruselig sind, haben sie sie alle in ihr Repertoire aufgenommen. Auf diese Weise gibt es dann häufig zwei oder mehr Versionen von einer Sage. Oft sind auch nur noch Erzählfetzen erhalten, dann wird manchmal ein solcher „Fetzen" ein fach an eine gut erhaltene Sage angehängt. So in der folgenden ebenfalls „grenzüberschreitenden" Zabergäu-Leintal-Sage:
Einst waren Musikanten von Schluchtern auf der Kirch weih in Stockheim. Nachdem sie zum Tanz aufgespielt hatten, machten sie sich wieder auf ihren Heimweg über den Heuchelberg. Den gingen sie immer über den Herrenwaldweg. In der Dunkelheit der Nacht trafen sie auf einen Ritter, der sie bat, doch in seinem Schloss zu musizieren. Sie gingen mit und wurden in einen hell erleuchteten Festsaal geführt, in dem schöne Damen und galante Herren versammelt waren. Nun spielten sie dieser vornehmen Gesellschaft auf und bekamen nach jedem Tanz einen Kronentaler, den sie in den Schlitz der Bassgeige steckten. Auf der Rückseite der Bassgeige war ein kleines Türchen, durch das die Musiker das Geld zum Schluss immer heraus nahmen. Im Schloss erhielten sie aber nicht nur Geld, sondern auch gut zu essen und zu trinken. Sie aßen von silbernen Tellern und tranken den Wein aus goldenen Bechern. Bis zum frühen Morgen ging das Fest, dann erhielt jeder der Spielleute ein Zimmer zugewiesen, in dem er sich oder sich und seinen Rausch ausschlafen konnte.

Doch als sie am Morgen erwachten, lagen sie nicht mehr in den Betten mit Bezügen aus Damast, sondern auf einem Rasen unter einer Eiche. Voll Erwartung gingen sie an ihre Bassgeige, um das viele Geld zu zählen, das sie in der Nacht verdient hatten. Doch darin lagen nur Kieselsteine. Die Enttäuschung war nicht nur riesengroß, sondern es wurde ihnen auch unheimlich, denn sie entdeckten auch plötzlich, dass um sie herum Klauen von verendetem Vieh lagen. Diese Viehklauen scheinen ein angehängtes Stück von einer ganz anderen Sage zu sein, und jene Großmutter vergangener Zeiten hat es einfach dazu erzählt, weil die Kinder noch mehr hören wollten. Schlösser hat es auf dem Weg von Stockheim nach Schluchtern einige gegeben. Bis auf den heutigen Tag prägen die Stocksburg und die Neipperg die Landschaft am Heuchelberg. Aus alten Zeiten sind die abgegangenen Burgen Rotenbrunn und Harchenburg bekannt.

An dem Feldweg von Großgartach - Biberach, Bad Wimpfen - an der Markungsgrenze Großgartach - Kirchhausen Hipfelhof, befindet sich ein Brunnen. Er ist heute kaum noch sichtbar. Dort soll ein Geist gehen. Ein Bierbrauer fuhr des nachts von Großgartach nach Kirchhausen. Er kam vom Weg ab und stürzte mit samt seinen Pferden und dem Fuhrwerk in den Brunnen. Da er auch ein leichtlebiger Mensch war, kann er nun seine Ruhe nicht finden.

Beim Hardtwald an der Nordheimer Straße soll ein Geist gehen, von welchem ein hiesiger Einwohner wie folgt berichtet:
Als ich von Nordheim nach Großgartach beim Hardtwäldchen im Dunkel der Bäume vorbeiging, schwebte eine weiße Gestalt aus dem Schatten hervor und setzte sich mir auf die Schultern. Die Last war drückend schwer. Alles Wehren half nichts, ich mußte die Gestalt einige hundert Meter weit tragen, dann erst wurde ich vor ihr befreit. Vollkommen durchnäßt vor Angst und Anstrengung kam ich zu Hause an.

Die vom Heuchelberg ins Leintal vorspringende Bergnase heißt im Volksmund auch „Alte Burg". Der Name „Harchenburg" ist urkundlich für das Jahr 1444 erstmals bezeugt. Um eine Burg im landläufigen Sinne handelt es sich zwar nicht. Durch einen „Halsgraben" (7 Meter breit und 2 Meter tief) ist der vordere Teil der Bergnase 80,6 : 40 Meter vom Rücken abgeschnitten. Die gesicherte, im Hochwald versteckte „Burg" nahm also eine Fläche von rund 32 Ar ein.

Wir haben es bei dieser Befestigungsanlage zweifellos mit einer frühmittelalterlichen Fliehburg zu tun. Dies bot in Notzeiten den Bewohnern der Umgebung Schutz. Es war eine „Bauernburg" für die Bewohner von Großgartach, Schluchtern und Schwaigern. Alle drei Siedlungen sind durch direkte Wege mit diesem Zufluchtsort verbunden. Die Zugangswege tragen bezeichnenderweise den Namen „Burgweg“. Dieser Name ist im Mittelalter schon bezeugt. In Schwaigern ist er heute noch gebräuchlich.

Daß um diese geheimnisvolle Waldstätte auch die Sage ihre duftigen Schleier gewunden hat, darf uns nicht wundernehmen. Ger hold ist die Mär vom Burgfräulein, das auf dem Burgberg sitzt und ein altes Lied singt. Wer das Lied kann und weitersingt, zu dem steigt es herunter und verkündet ihm, wie es und der große Schatz erlöst werden können, dessen Hüter es ist.  Aber niemand besteht die Probe. Den Schwaigerner Schäfer, wie den Schluchterner Bauersmann, der auf den Brackenheimer Markt geht, überwältigt die Furcht, wenn die Verzauberte ihn als Schlange umwindet und er den Ring aus ihrem Munde nehmen soll. Die Großgartacher haben diese Sage im Festzug beim Käsreiter-Fest 1954 sehr anschaulich dargestellt.

Die Sage, die die Großgartacher an die Harchenburg knüpfen, hat dämonischeren Charakter. Wenn auf dem Heuchelberg morgendliche Nebel oder abendliche Dämmerung liegen, ist es gefährlich, zu den Weinbergen auf der Südseite und zurück zu gehen. Denn in der Nähe der „Alten Burg" treibt der Burggeist sein Unwesen. Er trägt eine schwere eiserne Rüstung. Und es ist gewiss unheimlich, wenn die spitze Schnauze des geschlossenen Helmes plötzlich lauernd hinter einem Baum hervorragt. Der Geist ängstigt die Vorübergehenden, treibt sie vom Wege ab und lässt sie stundenlang von einer Seite des Heuchelbergplateaus zur andern irren, ohne dass sie den Abstieg finden können.

Eine andere Sage erzählt von einem Burgfräulein, das den schönen Junker, der ihr den Hof machte, aufhängen ließ. Deshalb muss sie noch heute im Inneren des Berges hausen und kann nicht mehr erlöst werden.

Auch ein Pudel spielt in dem Sagenkranz um die Harchenburg eine Rolle. Er sitzt auf den Schätzen des Berges. Der Starke, der ihn bezwingt, wird glücklicher Gewinner all der Schätze, die da angesammelt sind.

Es ist eine romantische Waldidylle, die Harchenburg. Um sie leichter zu finden, hat der Albverein den Zugangsweg von dem über den Heuchelberg führenden Höhenweg aus bezeichnet. Ein Abstecher dorthin wird keinen Heuchelbergwanderer reuen. Und wenn er dann ins Leintal nach Großgartach oder Schwaigern absteigt, begleiten ihn die Geister der Vergangenheit und gerne grüßt er mit dem an den Südhängen des Heuchelberges gereiften feurigen Tropfen die Heimat, der wir mit allen Fasern unseres Wesens verhaftet sind.

E. Krauter, Stetten a. H.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts stand südöstlich von Kirchhausen an der Großgartacher und Hipfelhöfer Gemarkung die St. Annakaplle. Von ihr erzählt man sich die folgende Sage:

Die Kapelle soll von der frommen Gemahlin Juliana des Ritters von Kirchhausen gestiftet worden sein. Dabei soll sie bestimmt haben, dass die Pächter der Äcker, die zu Kapelle gehörten, täglich den Messwein zu stiften hatten. Außerdem müssten sie jährlich zum St. Annatag sechs Wachskerzen in der Höhe und Dicke eines rüstigen Mannes spenden. Den Pächtern wurde dies eines Tages zu viel und um diesen lästigen Pachtzins loszuwerden, kamen sie auf einen seltsamen Einfall. Sie lieferten am St. Annatag wie gewohnt ihre sechs Kerzen ab. Aber nur sie wussten, dass diese innen mit Schießpulver gefüllt waren. Während des feierlichen Gottesdienstes, den der Priester für die zahlreichen  Wallfahrer in der Kapelle hielt, kam es zur Explosion. Der Priester las gerade das Evangelium, als das Unglück geschah. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Die Täter aber hatten ihr Ziel nicht erreicht. Sie mussten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts den Messwein als Ackerpacht weiter liefern.

Nach der Zerstörung der Kapelle ließen fromme Bürger zur Erinnerung an diese Begebenheit an der Stelle der Kapelle eine Bildsäule errichten, die uns Kunde von diesem Ereignis gibt. Sie steht unter einer Linde, die einen Stammumfang von sechs Metern hat.

Quelle: Unser Leintal. Ein Heimatbuch aus dem Württemberger Unterland, Gauss Verlag Heilbronn 1951, Seite 276

St. Annatag:  Die heilige Anna ist die Mutter Marias und damit die Großmutter Jesu. Viele Kirchen im In- und Ausland sind nach ihr benannt. Ihr Gedenktag – und der ihres Ehemannes Joachim – ist der 26. Juli.

St. Anna Kreuz:
Das St. Anna Kreuz und die St. Annalinde befinden sich nordwestlich vom Hipfelhof.                            
Anfahrt über die L 1105 Leingarten-Kirchhausen: Nach dem Kirchausener Wald, dem Feldweg rechts folgen. Das St. Anna Kreuz befindet sich in 1,2 Km Entfernung (Grillstelle).
Oder Fußweg vom Hipfelhof in NW-Richtung entlang des Rotbachtals in 2,5 km.

Das St. Anna Kreuz ist bei den Archäologischen Denkmalen in Baden-Württemberg unter der Nummer „AD8 St. Anna Kreuz“ bei der Gemarkung Großgartach aufgeführt. 

Weitere Quellen:

Lokale Agenda 21

Arbeitskreis Stadtgeschichte
Eine Initiative für die Stadt Leingarten


Agenda ist ein lateinisches Wort und bedeutet "Was zu tun ist". Die Zahl 21 steht für das 21. Jahrhundert.

Der Arbeitskreis LebensRaum beschäftigt sich u.a. mit der Historie der beiden ehemaligen Orte Großgartach und Schluchtern und den Besonderheiten der heutigen Stadt Leingarten. Es ist ein natürlicher Prozess, dass das Wissen über die Vergangenheit verblasst und allmählich verschwindet. Dieses Wissen zu bewahren und zusammen mit den heutigen Merkmalen dieser Stadt jedem zugänglich zu machen, sind Teile der Aufgaben des Arbeitskreises. Daraus entstand die Idee für diese Homepage.

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"Aus erlebter Vergangenheit beginnt Geschichte zu werden" 
Roman Herzog


Leingarten hat eine Jahrtausend lange Geschichte, die wir mit der Lokalen Agenda 21 aufbereiten und der Bevölkerung digital zugänglich machen wollen.

Erlebte Vergangenheit hat jeder Bürger der Stadt Leingarten. Viele wissen etwas zu erzählen, was in der Vergangenheit so war - und wir müssen aufpassen, dass dieses Wissen nicht verschwindet.

Deshalb - wenn Sie historische Bilder, Geschichten oder Unterlagen von den beiden ehemaligen Dörfern Großgartach und Schluchtern haben, wären wir dankbar, davon eine digitale Kopie anfertigen zu können.

Kontakt: E-Mail

Museum "Altes Rathaus"

des Heimatvereins Leingarten


Sind Sie an der Geschichte von Leingarten und an Ausstellungen zu verschiedenen Themen interessiert?
Dann besuchen Sie doch einmal das Museum im Alten Rathaus, das im Jahre 2020 einen Erweiterungsbau bekommen hat.

Infos: Webpage Heimatverein Leingarten