Gasthaus Linde in den 1960er Jahren |
Hier begann das alte Dorf. Hier war der Kegelplatz unter den Linden und Treffpunkt der Jugend mit Spiel und Tanz. Höhepunkt war offensichtlich der Pfingstmontag, wenn die jungen Burschen, die Käsreiter, mit ihren Pferden und dem Käslaib vom Hipfelhof zurückkehrten. Früher musste jeder Bürger, der ein Pferd besaß, an diesem Ritt teilnehmen.
1905 | Kauf der Wiese mit dem Bestand der alten Lindenbäume durch Herrn Fritz Zehner und Übersiedlung nach Großgartach. Fritz Zehner war Schildwirt und nahm sein Schild von der Nordheimer Str 1 mit und er eröffnete das Gasthaus am Kegelplatz und nannte es zur „Linde“. |
1924/1925 | Bau des Gasthauses Linde. Als das Gasthaus im Rohbau stand, wurde bereits das erste Turnerfest abgehalten. |
1925 | Bewirtung der Heuchelberger Warte durch Familie Zehner. Zum Warentransport war ein PKW erforderlich. Die damaligen PKW’s hatten aber noch keine Benzinpumpe und der Tankablauf war vorne an der tiefsten Stelle, was für die Fahrt auf den Heuchelberg völlig ungeeignet war. So musste das Fahrzeug die Steilstrecke rückwärtsfahren. |
ca. 1933 | Erste Tanzkurse und Tanzveranstaltungen wurden abgehalten und wurden dadurch zum Heiratsmarkt. |
ca. 1928/1930 | Kino mit Stummfilm: zur Musikuntermalung war ein Klavierspieler notwendig. Anekdote: Als beim Stummfilm „Maria Stuart“ Maria Stuart hingerichtet wurde, war dem Pianist die Fantasie ausgegangen. So spielte er den damaligen Gassenhauer: „Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt“. Beim Film „Ben-Hur“ fragte ein Zuschauer: „Den Ben habe ich gesehen, die Hur nicht“. |
ca. 1932/1933 | Erster Tonfilm = Stummfílm mit Ton auf einer Schallplatte, die nicht immer synchron lief. |
ca. 1933/1934 | Erster Tonfilm mit Lichtspur für den Ton und deutschsprachige Untertitel. Wieder war die Anschaffung neuer „Kinomaschinen“ notwendig. |
1945 | „Einmarsch“ der Amerikaner und Franzosen: Die Linde wird beschlagnahmt und der Kinosaal zum Lager umfunktioniert. |
Herbst 1945 | Renovierung des Kinosaals u.a. mit einem Wandgemälde der Großgartacher Malers Richard Herda-Vogel. Der Kinosaal mit der freien Bestuhlung konnte zum Theatersaal umgestuhlt werden. Die rückwärtige Empore, auf der die Filmmaschinen standen, wurde zur Theaterbühne. Da das Heilbronner Theater zerstört war, kamen hier Theatergruppen mit Aufführung von Operetten, Schauspielen und volkstümlichen Stücken. Die Weihnachtsfeiern der Großgartacher Vereine wurden hier aufgeführt, ebenfalls mit einer Vorstellung von Theaterstücken. |
Ab 1948 | deutschsprachige Filme. Die ca. 25 kg schweren Filmpakete wurden anfangs von der Familie zu Fuß mit dem Handwagen nach Klingenberg gezogen und weiter mit dem Zug nach Stuttgart transportiert. Oft kamen die Kinobesitzer mit demselben Film zurück. Die Vorstellungen fanden anfangs Sa + So statt, danach Fr-Mo mit Kinderfilmen am Sonntag. |
1948 | 1. Gewerbeausstellung im Großgartach. |
1954 – ca. 1978 | Jährliche „Altersfeier“ bzw. Seniorenfeier, die mit Kaffee und Kuchen begann und nach dem Nachtessen (Bratwürste) endete. Jeder Senior bekam anfangs vom Zigarren-Öhler 1 Zigarre und 1 Schoppen Wein gestiftet, die Frauen 1 Päckchen Lindes Kaffee. Lieblingsessen in der Gaststätte nach dem Krieg waren Russische Eier mit Lachsbrot und natürlich Saitenwürste. |
21.12.1954 | Eröffnungsvorstellung nach Modernisierung des Kinos (auch Lichtspiele genannt) mit 297 modernen Sitzplätzen. Verlängerung der Vorführungen mit Kriminalfilmen dienstags und mittwochs, schließlich täglich. Einrichtung einer Kino-Außenstelle in Möckmühl. |
1961/1962 | Umbau der Gaststätte. |
1968 | Ende des Kinobetriebes. |
1972 | Eröffnung einer Kegelbahn. |
Quelle : Heimatbuch Seite 316, Vortrag Frau Reber beim ökom. Begegnungskaffee „55 pls“ im März 2020.