Überblickt man die Patrozinien für die Kirchen, Kapellen und Altäre im Bereich des einstigen Königreichs Württemberg, so man fest, daß etwa 75 Kirchen und Kapellen dem heiligen Laurentius geweiht waren, bei weiteren 15 war er – mit einem anderen Heiligen zusammen - Mitpatron, und die Zahl der ihm geweihten Altäre ist noch weit größer. Wer war dieser Sankt Laurentius und welche Umstände bewirkten, daß man ihm in so großer Zahl Gotteshäuser weihte, daß ihm einst eine so große Verehrung entgegengebracht wurde? Laurentius, der wahrscheinlich aus der spanischen Stadt Huesca stammte, lebte im 3. Jahrhundert in Rom und hatte als Archivdiakon ein wichtiges Kirchenamt inne: die Verwahrung der Bücher, des Kirchenschatzes. Nach der Legende nahm ihn Papst Sixtus II. unter die 7 Diakone auf, die mit der Pflege der Armen und der Verteilung der Almosen betraut waren. Als der Papst am 6. August des Jahres 258 als Opfer der Christenverfolgung zur Richtstätte geführt wurde, wollte ihm Laurentius dorthin nachfolgen. Der Papst befahl ihm jedoch, zurückzubleiben und die Schätze der Kirche zu bewahren. Als die weltliche Macht von "Schätzen" hörte und den Diakon zu deren Auslieferung aufforderte, erbat sich Laurentius eine Frist von 3 Tagen zur Herbeischaffung. Während dieser Zeit verschenkte Laurtentius alles Gut der damals armen Kirche unter die Bedürftigen, sammelte alle Notleidenden und Verachteten um sich und zog mit diesen vor den Palast des römischen Kaisers und rief diesem - auf die Schar Kranker und Armer weisend - zu: „So halte ich mein Versprechen, siehe, das ist der unvergängliche Schatz unserer Kirche". Daraufhin wurde er zuerst gegeißelt und mit glühenden Platten gebrannt und schließlich auf einem eisernen Rost zu Tode gebraten. Der fromme Glaube und die gestaltende Phantasie haben Leben und Umstände seines Martyriums ausgeschmückt und damit die Verehrung für diesen Märtyrer gesteigert. Schon kurz nach dem Ende der Christenverfolgung zu Beginn des 4. Jahrhunderts, errichtete man über der Grabstätte des Laurentius eine Gruftkapelle, und sein Fest, das schon vor 354 gefeiert wurde, war nach dem Feste von Peter und Paul das größte in der römischen Liturgie. Im 6. Jahrhundert wurde diese Gruftkapelle zu einer dreischiffigen Basilika ausgebaut, die sich als eine der 7 Hauptkirchen Roms erhalten hat. Was die Verehrung für Laurentius jedoch in ganz besonderer Weise förderte, war die Tatsache, daß eine entscheidende Schlacht in der Geschichte des Mittelalters - die Schlacht auf dem Lechfeld mit dem Sieg Ottos des Großen über die Ungarn - am Laurentiustag des Jahres 955 geschlagen wurde. Uns mag der Tag, an dem sich die Entscheidung vollzog, nicht von besonderer Wichtigkeit sein, ganz anders aber für die Menschen damals, weil ihre starke Gläubigkeit in allem Geschehen das Wirken des Himmels sah. Die nunmehr einsetzende große Hochschätzung des heiligen Laurentius auch nördlich der Alpen fand ihren Ausdruck in der großen Zahl der ihm geweihten Gotteshäuser. Wenn*auch erst 1496 urkundlich belegt ist, daß die Großgartacher Pfarrkirche dem hl. Laurentius geweiht war, so. zeigt das Siegel-von 1379, daß Laurentius bereits spätestens im 14. Jahrhundert als Ortsheiliger galt. Der Heilige wird 1379 noch in einer ganz naturalistischen Art dargestellt, wie er nämlich auf dem Rost ausgestreckt wird. Die spätere Form des Ortswappens seit 1583 zeigt dagegen die Gestalt des Diakons, der alles Leid hinter sich gelassen hat, mit dem roten Diakonsgewand, dem grünen Palmenzweig, dem Zeichen des Märtyrers, in der rechten Hand, und in. der Linken einen schwarzen Rost haltend.