Ortspatron: Laurentius --> siehe auch Tafel 3 des Stadtrundgangs Großgartach --> siehe auch - 600 Jahre Siegel Großgartach Die Grenzsteine zwischen Großgartach und Schluchtern tragen in vereinfachter Form das Schwert oder ein einfaches Kreuz. |
Älteste Funde der Linearbandkeramischen Kultur in der Sudetenstraße.
Die steinzeitliche Stadt Großgartach – Schluchtern befand sich im Gewand Stumpfwörsching (Gemarkung Großgartach) sowie Kirchgrund und Katzenrain (Gemarkung Schluchtern). Literaturhinweis: Dr. Alfred Schliz 1906: „Das jungsteinzeitliche Dorf Großgartach".
Großgartacher Kultur: Verbreitung bis ins Elsass, Pariser Becken, Bodensee, Schweiz, Wetterau.
Keltisch: Halstatt-, LaTène und Urnenfeldzeit
Römisch
Alemannisch: Eine reiche Bestattung aus der Alemannenzeit (Hinweise für hochadeliges Geschlecht) mit einem Paar goldenen Ohrringen (Inventar Nr. A735 im Landesmuseum Württemberg Abt. Archäologie) und weiteren Grabbeigaben findet in der Laurentiuskirche statt und wird beim Kirchenumbau 1913 gefunden.
Fränkisch: 496 Schlacht von Zülpich: Franken verdrängen die Alemannen. Von den Franken stammt der Name „Gartachgau“. In einer Kaiserurkunde von 972 wird Gartachgau als gräflicher Verwaltungsbezirk (Kondominium oder Kondonimat) genannt.
Erste urkundliche Erwähnung des Ortes „Gardaha“ im Lorscher Codex, als das Kloster Großgartacher Besitzungen und Weinberge erwirbt. (Das Kloster Lorsch wurde 764 gegründet).
Der Gartachgau wird in einer Kaiserurkunde als gräflicher Verwaltungsbezirk (Comitat) genannt.
Errichtung der Ringwallanlagen Frankenschanze und Harchenburg in der Gemeinden Großgartach und Schluchtern.
Die Grafen von Lauffen, die Bopponen - auch Popponen genannt - erscheinen als hiesige Besitzer. Anfang des 12. Jhd. gehörten nahezu drei Viertel des Ortes zu ihrer Grafschaft.
Der Bischof vom Worms überträgt dem Stift Wimpfen drei Höfe am Ort. Ein Wimpfener Hof und eine Marienkapelle in der Nähe des Backhauses in der Kapellengasse werden genannt.
Graf Boppo III. von Lauffen schenkt seinem Bruder Bruno (* um 1045), Bischof von Trier und Erster Rat (Kanzler) Kaiser Heinrich V. seinen Besitz in Großgartach – Fronhof (Odenheimer Hof) mit allen Besitzungen und Lorenzkirche – zur Gründung des Klosters Odenheim.
Der Historische Verein Heilbronn vermutet wie Ludwig Lidl im Heimatbuch Leingarten, dass es sich bei dem Fronhof um einen Konings- oder Königshof handelt, aus dem das Stift Wimpfen bis ins 19. Jhd. Einkommen bezieht.
Ein Schultheiß wird erwähnt.
Erste Erwähnung einer Kelter.
Graf Eberhard der Greiner aus dem Hause Württemberg kauft Teile des Ortes.
Das älteste bekannte Dorfsiegel in Württemberg ist das Großgartacher Dorfsiegel. (Staatsarchiv Stuttgart Sign. Nr. A 602 Nr. 7543).
Es zeigt den Ortspatron St. Laurentius. Laurentiustag ist der 10. August.
Die Dorfkirche ist der heiligen Maria und heiligen Katharina geweiht.
Die Vogtei samt zughörigen Gefällen wird geteilt, nachdem Württemberg sein Gebiet im Norden durch Zukauf erweitert. Drei Viertel blieben bei Odenheim und ein Viertel (Grundbesitz Heilbronner Bürger und Erbe der Grafen von Calw) kamen zu Württemberg. Die Ansprüche des Stiftes Wimpfen blieben unberücksichtigt.
Urkunde Haupstaatsarchiv Stuttgart: „Schiedsrichter im Streit zwischen Graf Ludwig I. und dem Abt von Odenheim stellen fest, was zu dem württembergischen Viertel an der Vogtei zu Großgartach gehört".
Die Verwaltung wurde im selben Verhältnis aufgeteilt. So gab es bis 1805 zwei Schultheiße: einen odenheim-bruchsalischen für 3 Jahre im Wechsel mit dem württembergischen für 1 Jahr. Die hohe Gerichtsbarkeit lag lt. Vertrag von 1519 bei Württemberg. Daneben hatte viele Adelige, Fürsten und andere Klöster Besitz in Großgartach.
Erste Nennung einer Stahlbühl-Dingstätte als „stahelbuhel“ jetzt Gewann Stahlbiegel im Nordosten der Gemarkung.
Baubeginn des 31 km langen württembergischen Landgrabens zur Absicherung der Nordgrenze des Herzogtums unter Graf Ulrich V, „der Vielgeliebte“.
Verlängerung des württembergischen Landgrabens westlich des Neckars bis zum Heuchelberg mit Bau des Heuchelturms unter Graf Eberhard im Bart.
Urkunde Hauptstaatsarchiv Stuttgart: „Hans Volprecht zu Wimpfen beurkundet die schiedsgerichtliche Verhandlung zwischen Württemberg, Kloster Odenheim und Großgartach wegen des Schadens, der durch den württembergischen Landgraben vom Turm auf dem Wartenberg bis in den Neckar geschehen ist“.
Papst Alexander VI. Klosters wandelt das Kloster Odenheim in ein freiadeliges Stiftskapitel (Ritterstift) unter Beibehaltung aller Privilegien um.
Erste namentliche Nennung der Laurentiuskirche im Wormser Synodale. Laurentiustag ist der 10. August. Zu dieser Kirche gehört auch eine Elisbethenkaplanei.
Der 17-jährige Herzog Ulrich von Württemberg übernachtet in Großgartach beim Krieg gegen die Pfalz und gewinnt einige kurpfälzische Gebiete, wie Maulbronn für sich - nicht jedoch Bretten.
Verlegung des Ritterstiftes Odenheim nach Bruchsal.
Rechsacht (rechtskräftig 1518) gegen Herzog Ulrich (pompöser Lebensstil, jähzornig), ermordete den Ehemann seiner Geliebten Hans von Hutten am 7.5.1915).
Reformation der Kirche durch Martin Luther.
Herzog Ulrich flieht nach Montbéliard (Württemberg-Mömpelgard).
Zerstörung des Klosters Odenheim im Bauernkrieg.
Erster lutherischer Prediger wird erwähnt. Die Kaplanei zur heiligen Elisabeth wird der Stiftskirche Bruchsal einverleibt.
Unter dem Rathaus wird eine Badstube erwähnt.
Rückkehr von Herzog Ulrich: In der Schlacht bei Lauffen haben Herzog Ullrich von Württemberg und Landgraf Philipp von Hessen ihr Hauptquartier im Großgartacher Rathaus.
Der Reiterführer Eberhard Maierhofer, der ab 1519 den Maierhof (Fronhof) in Großgartach bewirtschaftet, fällt bei der Schlacht von Lauffen. Herzog Ulrich verfügt, dass er in der Kapelle des Hipfelhofes ein Ehrengrab bekommt und zum Grafen von Ravensburg und Taschen ernannt wird.
Einführung der Reformation: Als erster Pfarrer ist M. Nicolaus Kraus in der Lorenzkirche dokumentiert.
Die große Kirchenordnung Herzog Christof v. Württemberg (19 Ordnungen in über 500 Seiten) enthält eine Schulordnung, wonach die Fächer Lesen, Schreiben, Memorien und Singen zu „streifen“ sind (Wikipedia).
Pestjahre.
Erster Schulunterricht wird nachgewiesen.
Schlimmstes Pestjahr, in welchem 371 Personen meist an der Pest starben. Mutmaßlicher Pestfriedhof an der Ecke Bahnhof-, Brühlstraße/Bahngasse.
Durch das Restitutionsedikt Kaiser Ferdinand I. wird der katholische Gottesdienst wieder eingeführt und 1631 wieder abgeschafft, Dies dauerte nahezu 400 Jahre bis zum Jahr 1957.
30-jähriger Krieg: Leintal und Kraichgau sind Durchzugs- und Kampfgebiet (Heimatbuch Leingarten, S. 58-60).
Die Pfarrei wird 1631-1641 Dürrenzimmern und 1641-1649 Obereisesheim zugeordnet.
Generalsynodaldeskript: Den Eltern wir eingeschärft, dass ihnen der Schulbesuch ihrer Kinder keineswegs mehr freigestellt ist.
Gründonnerstag Großbrand, in dem nahezu das gesamte Dorf, mit Ausnahme der Laurentiuskirche, abbrannte, auch das Rathaus mit allen Dokumenten.
Zwei Mühlen mit vier bzw. fünf Gängen werden erwähnt.
Spanischer Erbfolgekrieg mit Truppendurchzug von 30.000 Engländer und Holländer und 40.000 Franzosen (Heimatbuch Leingarten S. 63-64).
Neubau des Kirchenschiffs der Lorenzkirche.
Käsreiter: Nach dem Großgartacher Kalender fiel der Pfingstmontag in Großgartach 1744 auf den 15. Mai. Nach dem auf dem Hipfelhof geltenden gregorianischen Kalender war der Pfingstmontag aber 1 Woche später. Der geistliche Herr Pater Pfleger ließ sich dennoch erweichen und gab die Käselaibe vorzeitig heraus.
Ein Schulhaus wird vom Armenkasten erbaut und 1776 erweitert.
„bei dem Rathaus unweit der Kirche wird ein hübscher Rohrbrunnen“ erwähnt.
Im Rahmen der Säkularisation werden mit dem Anteil des Ritterstiftes Bruchsal (ehem. Kloster Odenheim) drei Viertel von Großgartach Baden zugeteilt.
Bis zur Ablösung hatten am „großen Frucht- und Weinzehnt“ Odenheim 5/6 und das Stift Wimpfen 1/6; am kleinen und Blutzehnt“ Odenheim 3/6, Stift Wimpfen 1/6 und die Pfarrei 2/6.
Im Staatsvertrag von Württemberg und Baden wird Großgartach an Württemberg abgetreten und dem Oberamt Kirchhausen unterstellt. (Bis 1808 war Großgartach dem Oberamt Kirchhausen zugeteilt, bis 1811 dem Oberamt Brackenheim und seit 1938 dem Landkreis Heilbronn).
Der Lorenzbrunnen wird unter Amtszeit des Schultheiß Mayer für 1.747 Gulden erbaut.
Gründung der Zichorienwasch- und Trockenfabrik mit Dampfkraft in Großgartach durch die in Ludwigsburg ansässige Firma Heinrich Frank und Söhne.
Reinwald und Taschenwald werden durch Staatsvertrag mit Baden an Württemberg abgetreten (Württ. Reg.-Bl. 1846 S. 128/129).
Die Revolution, die ihren Ausgang in Frankreich genommen hat, findet auch in Großgartach ihre Anhänger.
Abschaffung des Zehnts durch die „Ablösegesetzgebung“.
Große Auswanderungswelle nach Amerika (180 Personen).
Einrichtung eine Poststation im Gasthaus Adler.
Gründung einer ersten Feuerwehr nach einem Brand beim Eitels-Bäck.
Erste Wasserleitungen in Asphaltrohren.
Die Eisenbahnlinie Heilbronn – Schwaigern wird eröffnet und ist ab 1880 bis Karlsruhe befahrbar.
Das alte Schulhaus wird abgebrochen und der Unterricht in Gasthäuser verlegt.
Einweihung des neuen Schulgebäudes, der Lorenzschule, neben dem Rathaus. Geplant für 352 Schülerinnen und Schüler in drei Abteilungen mit zwei Schullehrern und Unterlehrer.
Geburt des 34. Amerikanischen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Dwight D. Eisenhower. Sein Stammhaus ist die Schmiede Link, die an der Ecke Heilbronner-/Hoppenstaße stand. Johann Jakob Link emigrierte im Jahr 1733 nach Amerika.
Gründung eines Darlehenskassenvereins unter Schultheiß Schott im Sinne von Wilhelm Raiffeisen.
Großbrand durch Brandstiftung im Oberdorf. Die Bahnhofstraße wird als „Feuergasse“ gebaut.
Erneuter Großbrand.
Wiederaufbau des Wartturmes auf dem Heuchelberg, dem Heuchelturm.
Zentrale Wasserversorgung.
Der legendäre Luxuszug Paris-Karlsbad mit nur Wagen 1. und 2. Klasse mit Kurswagen von London über Calais und Straßburg befährt die Kraichgaubahn.
Versorgung mit elektrischem Strom.
Bau eines zweiten Schulhauses (Hans-Sauter-Schule).
Neubau des Kirchenschiffs der Lorenzkirche nach Plänen von Prof. Elsässer. In der Kirche ist eine 2020 renovierte originale Walcker Orgel (von H. Frank & Söhne (Zichorienfabrik gestiftet) mit der einzigen in Baden-Württemberg spielfähigen Organola.
Zwei Kirchenglocken, (die mittlere und kleine Glocke) werden im 1. Weltkrieg eingezogen.
Einweihung eines Kriegsopferdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkriegs auf dem Kirchplatz nach Plänen des Großgartacher Bildhauers Wilhelm Schäfer. Ein Gegenvorschlag von Prof. Elsässer wird abgelehnt.
Weihe der wiederbeschafften Glocken der Lorenzkirche, die Friedrich Boger mit den Pferdefuhrwerk in Stuttgart abholte.
Auswanderung von fünf Familien (24 Personen) und 3 Einzelpersonen nach Eldorado in Argentinien.
Baubeginn der Turn- und Festhalle ( Richtfest 10.3.1939).
Die große Glocke (gegossen 1774) und die mittlere Glocke (gegossen 1921) der Lorenzkirche werden eingezogen.
Eröffnung der B 293.
200 ehemalige Zwangsarbeiter bzw. Kriegsgefangene aus Russland und Polen müssen im Konfirmandensaal der Lorenzkirche untergebracht und versorgt werden.
Einmarsch und Beschuß durch die Amerikaner vor Ende des 2. Weltkriegs:
35 Häuser, 44 Scheunen, 29 Ställe, 24 Ställe und Schuppen werden ganz oder teilweise zerstört.
Wiedereinführung des Schulunterrichtes nach Kriegsende.
Trinkwassermangel: Die Großgartacher Versorgung wird durch eine neue Leitung vom Kirchbrunnen in Schluchtern gewährleitet (neues Pumphaus).
„Hoover-Speisung“ der Schüler (landesweite Hilfsmaßnahme für Schüler zwischen sechs und 18 Jahren).
Der alte Volksbrauch des Großgartacher Käsritts, wurde nach Entwürfen des Großgartacher Künstlers Richard Herda-Vogel wieder aufgenommen.
Glockenweihe eines neuen Dreier-Geläutes (a-, g-, und c-Glocken) der Lorenzkirche.
Einweihung eines 3. Schulgebäudes, der „Gartenschule“ mit Wannenbäder für die Bevölkerung.
Richtfest für die Aussegnungshalle auf dem Friedhof nach Plänen des Architekten Heinz Link.
Erste der jährlichen „Altersfeier“ der Gemeinde Großgartach im Gasthaus Linde.
Einrichtung einer Gemeinschafts-Frostanlage „Frigidaire“ im Untergeschoß der Spar- und Darlehenskasse - zunächst 72, später 96 Gefriertruhen mit 200-400 Liter Inhalt.
Bau und Eröffnung des Freibads.
Glockenweihe der zwei Glocken der kath. Kirchengemeinde vor der St. Lioba Kirche.
Weihe der St. Lioba Kirche durch Bischof Leiprecht aus Rottenburg.
Einweihung eines neuen Kriegsopferdenkmals für die Gefallenen aus dem 1. und 2. Weltkrieg durch Pfarrer Bergmann und Abriss des alten Kriegsopferdenkmals.
Die alte historische Kelter wird abgerissen und durch einen Neubau, die sog. „Betonkelter“ ersetzt. Die „Betonkelter“ muss 1988 einer Wohnbebauung weichen.
Abriss des Lorenzbrunnen.
Abriss des alten Rathauses und Neubau eines Rathauses, das 2009 infolge überhöhter Belastung mit polychlorierten Biphenylen (PCB) nach Beschluss des Gemeinderates abgerissen wird.
Zusammenschluss der Gemeinden Großgartach und Schluchtern mit den neuen Namen Leingarten.
Recherche: Dr. Werner Eckstein, Fritz Ritter
Quellenangaben:
Heimatbuch Leingarten
Festschrift 1200 Jahre Großgartach
Landkreis HN-Kreisbildstelle: Broschüre von Norbert Jung: O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“, ein Beitrag zur Glockengeschichte Leingartens, 1957
Historischer Verein Heilbronn: 21 Veröffentlichung 1954: Artikel von Werner Heim „Die Stahlbühle – alte Dingstätten unserer Heimat S. 113 - 136
Oberamt Heilbronn: Nennung Großgartach Oberamt Heilbronn 1865
leo-bw: Großgartach - Allgemeiner Teil
Wikipedia: Großgartacher Kultur
Hauptstaatsarchiv Stuttgart des Landes BW; Findbuch A 602 www.landesarchiv-be/plink