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Die Chronik von Schluchtern

Quellen: 1200 Jahre Schluchtern, Lauer: Geschichte von Schluchtern, Blass: Zweckehe, Heimatbuch Leingarten, Archiv Gemeinde Leingarten.
Recherche: Hans-Peter Uehlin

Ortspatron: Sankt Pankratius --> siehe auch Tafel 10 des Stadtrundgangs Schluchtern
Die Grenzsteine zwischen Schluchtern und Großgartach tragen in vereinfachter Form das Schwert oder ein einfaches Kreuz. 
 
Wappen Schluchtern 
 

Schreibweise von Schluchtern: Slutra, Sclotra, Shlutheren, Shlutern, Schluchtdern. Der Name leitet sich wahrscheinlich von den Leuten an der Schlucht ab.

5000 v.Chr.

erste Funde, Frühe Jungsteinzeit (Neolithikum) über dem Kirchgrund und anderen Stellen, Spiral–Mäander Keramik, Rössener Kultur, Hinkelstein, Großgartach, Rössen-Stile.

3500 v.Chr.

Funde aus der Späten Jungsteinzeit (Goethestr).

2200-1200 v.Chr.

Funde im Kirchgrund, Bronzezeit, Dorf auf Großgartacher– und Schluchterner Markung.

1200-450 v.Chr.

Funde aus der frühen Eisenzeit, Hallstattzeit und späteren Eisenzeit, Latenezeit, Urnenfelderzeit (Neugärtle, Hölderlinstr.).

496

Schlacht von Zülpich, Franken verdrängen Allemannen, die Gemarkung ist im Gebiet der Rheinfranken. Das Christentum kommt. Davor befanden sich die Kelten und danach die Römer in der Gegend. Die Römer bauten auf dem Heuchelberg eine Römerstraße. Eine Römerstraße befindet sich auch unter der Heilbronner Straße in Großgartach.

25.7.767

Erste urkundliche Erwähnung.
Fränkisches Ehepaar Witroz und Cremhild schenkt ihre Güter in Schluchtern dem Kloster Lorsch, dieses vertreten durch Abt Gundeland, weitere Schenkungen durch andere Schenker folgen. Der Name war Slutra. 
Schluchtern hat keine eigene Markung sondern war immer noch Teil von Großgartach. Wann eine eigene Markung entstand, ist unbekannt. Um Schluchtern herum dehnte sich das Bistum Worms aus. Die Grenzsteine zeigen in einfacher Form ein Schwert oder einfaches Kreuz.

7.6.787

Äbtissin Hildisnot vom Kloster Arilenbach im Brettachgau schenkt eine Hofstätte und Gut in Schluchtern Kloster Lorsch. Der Namen war Shlothrun, später sclotra.

793

Hermenher schenkt neben anderen Gütern eine oder mehrere Hofstätten und unfreie Leute aus Schluchtern dem Kloster Lorsch. Der Namen war Sloctra.

833

Englibert vermacht 2 Hofstätten, einen Obstgarten und Feld in Schluchtern dem Kloster Lorsch. (Schluchtern war immer noch in der Großgartacher Gemarkung).
Das Dorf besteht aus mehreren Hofstätten. Eine beträchtliche Zahl gehört reichen oder adligen Eigentümern aus dem Stamme der Franken, die nicht in Schluchtern wohnten.
Schluchtern gehört immer noch zu Rheinfranken und zum Gartachgau. Kirchlich ist es dem Bischofstum Worms zugeordnet.
Insgesamt sind 5 Schenkungen im Lorscher Codex aufgeführt.

um 1000

Wahrscheinlich entsteht der Harchenburg (alte Burg).
Eine Fliehburg, es wird vermutet, dass die Burg Zuflucht für Mensch und Tier für Schluchtern, Schwaigern und Großgartach bieten sollte.

1090

Brand in Schluchtern, Wiederaufbau.

12. Jahrhundert

Das Geschlecht der Neipperger erwirbt bedeutenden Besitz.

1232

Kloster Lorsch wird als Benediktinerkloster aufgehoben. Rechtsnachfolger von Lorsch wird das Erzstift Mainz.

im 13. Jahrhundert

Erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Schluchtern. Das Haus Neipperg war am Bau beteiligt. Bis 1305 bestand das Patronatsrecht für die Neipperger.

1338

Mit den Herren von Schluchtern ist ein Ortsadel nachgewiesen.

um 1400

Schluchtern gehört zur Herrschaft der Weinsberger, die es für eine kurze Zeit an Ulrich von Heinberg verkaufen, es dann aber wieder zurück erwerben.

1430/31

Das Geschlecht derer von Weinsberg, inzwischen Eigentümer von vielen Liegenschaften. Conrat und Anna von Weinsberg, verpfänden ihren Besitz an den Pfalzgrafen Otto.
Das Dorf erhält im 15. Jahrhundert einen Dorfgraben.

1431-1802

Schluchtern ist pfälzisch, Pfalzgraf Otto erhält das Dorf, bis 1720 ist die Hauptstadt der Pfalz Heidelberg, 1499 Schluchtern gehört zur Kurpfalz mit Hauptstadt Mannheim, zuständig ist das Oberamt Mosbach, Kellerei Hilsbach.

1496

Patronatsrecht derer zu Neipperg für die Pfarrkirche St. Pankratius.

1525

Der Bauernkrieg macht sich auch in Schluchtern bemerkbar.

1559

Das Dorf wird eine Freistatt der reformierten Protestanten inmitten der lutherischen Gemeinden der Nachbarschaft.

1572

Im Dorfrecht 1572 erscheinen bereits unter den Leibeigenen Namen von noch 2019 in Leingarten lebenden Bürgern (Werner, Würtz, Walter, Hesser(t)).

1618-1648

Der Ort leidet auch unter dem 30-jährigen Krieg. In diesem Krieg gingen viele Urkunden und 3 Glocken verloren. Der Krieg und Pestjahre entvölkern das Dorf. Das Dorf hat nur noch 200 Einwohner.

29.8.1620

Älteste erhaltene Siegel auf einer Urkunde mit dem Ortswappen.

1648

Schluchtern hat nur reformierte Glaubensbrüder (ca.400).
Der„ Gefechtsstand“ der Revoluzzer (30-jähriger Krieg) war im Rössle, einem Gasthaus.

nach 1650

Zuwanderung aus der Schweiz, reformierte Glaubensbrüder (Keilbach, Unser, Scheiber, Besserer, Bormann), calvinistische Glaubensbrüder (Ackermann, Marquedant, Salzgeber, Sauter, Zimmermann, Siegrist, Hauk, Wörthle (Wöhrtli) 1668, Pfoh (Pfau) 1657), Lutheraner ( Klumbach 1728, Dolch 1734, Rampmeier 1769, Hutt 1787) besiedeln das Dorf.
Erste in dem reformierten Kirchenbuch aufgeführte Familie ist eine Familie Müller 1653 aus Zürich.
Katholische Glaubensbrüder (Schaul 1703, Heckel 1730, Rückert 1724, Weinreuter 1783) zogen ebenfalls zu.

seit 1652

Erstes Kirchenbuch der reformierten Kirche.

1676

Das Glöckchen, das der Kirche nach dem Verlust von drei Glocken vom Rathaus zur Verfügung gestellt wurde, wird von Lüneburger Truppen entwendet.
Die folgenden Jahre ist Schluchtern ohne Glocke und Uhrenschlag. 

1685

Alle 3 Religionen werden geduldet.

1686

Es gibt den Massenbachschen Pfarrhof, den Heilbronner Spitalhof, den Heilbronner Pfarrhof, das Deutschherrengut, den Storrhof, die Wittum, den Speirerhof, den Erbsenhof, das Frühmeßgut, das Maulbronner Hofgut, das Käslehen und auch schon freieigene Güter.
Wann es genau zur Entstehung der einzelnen Höfen kam, ist unbekannt.
Der Wald war zum Teil gemeinschaftlich mit Großgartach.

seit 1699 

Erstes katholisches Kirchenbuch (erste genannte Familie sind die Familien Schaul und Heckel 1703).

um 1706

Katholiken halten wieder Gottesdienst in der alten Pfarrkirche, die Kirche ist im Simultangebrauch.
Die Katholiken müssen die Kirche trotz Simultangebrauch aber 1721 aufgeben.
Die reformierten Gläubigen erhalten die Kirche zur Alleinnutzung.

1721

Das bestehendes Rathaus, wird neu gebaut, die Katholiken haben im Untergeschoß ihre Kirchenräume.

seit 1728

Erstes lutherisches Kirchenbuch (erste genannte Familie ist die Familie Dolch).

1751

Kurfürst verfügt, dass die Uhr der St. Pankratius Kirche auf das Rathaus verbracht wird.

1778-1782

Nach Befehl des Kurfürsten wird begonnen mit einer Seidenraupenzucht, die Bürger zeigen kein Interesse.

1789

Schluchtern ist Zufluchtsort für französische adlige Emigranten.

1790/91

Die Hauptstraße wird von österreichischen Soldaten gebaut, die auch im Dorf einquartiert waren. Dies war auf die Französische Revolution zurückzuführen, Preußen und Österreich entsenden Truppen, die auch in Schluchtern einquartiert wurden.
Durch die Einquartierung von Truppen, den Abhängigkeiten vom Grundherrn war Schluchtern und die Schluchterner Bürgen verarmt.

um 1800

Verheerende Viehseuche, letzte Tiere werden an den Kuhstall (Waldstück am Heuchelberg) getrieben (27. September Viehfeiertag, zu Ehren von Cosmas und Damian).

1802

Fürsten von Leiningen. Noch heute bedarf die Bestellung der evangelischen Pfarrer der Unterschrift der Herren von Leiningen. Bezirksamt ist Eppingen. 

1806-1918

Das Herzogtum Baden übernimmt die Kurpfalz und das in der Kurpfalz befindliche Fürstentum Leiningen.

um 1809

Badische Regierung sucht auch auf der Schluchterner Gemarkung nach Salz, eine Salzquelle wird entdeckt, die jedoch schwach ist.

1806, 1808, 1810

Vor Abschluss der Staatsverträge zwischen Baden und Württemberg wird über einen Gebietstausch nachgedacht. Es bleibt bei der Exklave des badischen Gebietes im württembergischen Umland.

1819

Die Reformierte Gemeinde beschafft zwei Glocken, Glockengießer ist die Firma Speck Heidelberg.

1826

Schluchtern bittet bei Baden bleiben zu dürfen, als wieder wegen eines Geländetausches zwischen Baden und Württemberg verhandelt wurde.

1830-1855

Ablösung des zustehenden Zehnten der Fürstlich Leiningenschen Standesherrschaft.

1830-1840

Schluchtern bietet Unterschlupf aufgrund seiner besonderen Lage für politisch unruhige Köpfe.

1831

Badische Zollschranken zwischen Großgartach/Schluchtern und Schwaigern/Schluchtern werden entfernt. Schluchtern wird dem württembergischen-bayerischen Zollverein angeschlossen, 1833 Abschluss des deutschen Zollvereins.

1840

Die Straßenmauer an der Bergstraße wird gebaut.

1846

Einweihung der evangelischen Kirche in Schluchtern.

1848

Zusammenkunft badischer, württembergischer und norddeutscher Revolutionäre in einem Wirtshaus in Schluchtern. Schluchterner Revolutionäre werden verurteilt, fliehen und/oder wandern aus.
1833 war der Tagungsort einer revolutionären Gruppe, die ihre Tagung von Großgartach nach Schluchtern verlegte, da Schluchtern in Baden lag.

1849

Die Einwohnerzahl von Schluchtern liegt bei 1048 Einwohner, es gibt 169 bäuerliche Betriebe, das Dorf kann seine Bewohner nicht mehr ernähren.

1849-1855

Viele Missernten.

1850-1854

150 arme Schluchterner Bürger wandern aus, die Überfahrt zahlt die Gemeinde, finanziert durch das Abholzen von 108 Morgen Wald im Taschenwald (badischer Morgen = 25,53 ar).
Die Bürger gehen in die USA, Südamerika oder Rumänien.

1855

Gründung einer Kinderschule durch den evangelischen Pfarrer Käß. Die Kinder werden von entsandten Schwestern der Diakonnissenhaus Nonnenweier betreut.

1869

Eine Baumschule wird zur Wiederaufforstung des Taschenwaldes angelegt.

1876

Die Schule an der Bergstrasse wird zur Simultanschule.

1878

Fertigstellung der Eisenbahnlinie Heilbronn- Schwaigern.

1896

Gründung Deutscher Turnverein, erste organisierte Aktivität.

1897

Schweres Unwetter.

1901

Bau eines neuen Rathauses an gleicher Stelle, aber wesentlich kleiner.

1908

Eröffnung Eisenbahnstelle Schluchtern an der Linie Heilbronn-Karlsruhe.

1909

Schluchtern ist das erste Dorf in der Region mit Stromversorgung. Der Strom wird in der Mühle Gessmann erzeugt.

1918-1945

Weiterhin Land Baden.

1924

Bezirksamt Sinsheim.

1927

Die Bürger in Schluchtern haben eine zentrale Wasserversorgung.

9.3.1942

Zwei Glocken der Katholischen Kirche werden für die Waffenproduktion abgenommen.

1944/45

Kein Beschuss von Schluchtern, mehr zufällig trafen 5-6 Schuss das Dorf.

5.4.1945

Schluchtern wird um 0 Uhr 30 von den Amerikanern besetzt, später kamen noch Franzosen, die in den von ihnen besetzten Häusern wüteten.
Die Amerikaner waren für kurze Zeit in der Schluchterner Schule einquartiert.

Mai 1945 bis heute

Land Württemberg, Landkreis Heilbronn.

11. 6.1947

Übergang von der badischen– auf die württembergische Schulverwaltung.

25.1.1956

Nach Neueinteilung der Kreisgrenzen verbleibt Schluchtern nach dem Beschluss des württembergischen Landtags endgültig beim Kreis Heilbronn (der Anschluss tritt mit dem 1.4.1956 in Kraft).

25.10.1963

Die Ortsflagge wird erstmals gezeigt.

1.1.1970

Schluchtern und Großgartach werden Leingarten.
(Einwohner: Schluchtern 1970, Großgartach 4515)
Gesamte Fläche Leingarten 2346 ha, davon 231 ha Wald und 109 ha Weinberge.

Die Bevölkerungsentwicklung in Schluchtern:  
1550  400 Einwohner
1650  200 
1849  1018 
1878 881
1939 1074
1945/46 1411 - aus den Städten Heilbronn, Karlsruhe, Pforzheim, Mannheim, Stuttgart wandern nach ihrer Ausbombung ca. 130 Personen zu
1951          - 269 Heimatvertriebene sind in der Gemeinde
1960 1870
1970 1970
   
1951 Gesamtfläche Schluchtern 664 ha.

Lokale Agenda 21

Arbeitskreis Stadtgeschichte
Eine Initiative für die Stadt Leingarten


Agenda ist ein lateinisches Wort und bedeutet "Was zu tun ist". Die Zahl 21 steht für das 21. Jahrhundert.

Der Arbeitskreis LebensRaum beschäftigt sich u.a. mit der Historie der beiden ehemaligen Orte Großgartach und Schluchtern und den Besonderheiten der heutigen Stadt Leingarten. Es ist ein natürlicher Prozess, dass das Wissen über die Vergangenheit verblasst und allmählich verschwindet. Dieses Wissen zu bewahren und zusammen mit den heutigen Merkmalen dieser Stadt jedem zugänglich zu machen, sind Teile der Aufgaben des Arbeitskreises. Daraus entstand die Idee für diese Homepage.

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"Aus erlebter Vergangenheit beginnt Geschichte zu werden" 
Roman Herzog


Leingarten hat eine Jahrtausend lange Geschichte, die wir mit der Lokalen Agenda 21 aufbereiten und der Bevölkerung digital zugänglich machen wollen.

Erlebte Vergangenheit hat jeder Bürger der Stadt Leingarten. Viele wissen etwas zu erzählen, was in der Vergangenheit so war - und wir müssen aufpassen, dass dieses Wissen nicht verschwindet.

Deshalb - wenn Sie historische Bilder, Geschichten oder Unterlagen von den beiden ehemaligen Dörfern Großgartach und Schluchtern haben, wären wir dankbar, davon eine digitale Kopie anfertigen zu können.

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Museum "Altes Rathaus"

des Heimatvereins Leingarten


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Dann besuchen Sie doch einmal das Museum im Alten Rathaus, das im Jahre 2020 einen Erweiterungsbau bekommen hat.

Infos: Webpage Heimatverein Leingarten