Quellen: 1200 Jahre Schluchtern, Lauer: Geschichte von Schluchtern, Blass: Zweckehe, Heimatbuch Leingarten, Archiv Gemeinde Leingarten.
Recherche: Hans-Peter Uehlin
Ortspatron: Sankt Pankratius --> siehe auch Tafel 10 des Stadtrundgangs Schluchtern Die Grenzsteine zwischen Schluchtern und Großgartach tragen in vereinfachter Form das Schwert oder ein einfaches Kreuz. |
Schreibweise von Schluchtern: Slutra, Sclotra, Shlutheren, Shlutern, Schluchtdern. Der Name leitet sich wahrscheinlich von den Leuten an der Schlucht ab.
erste Funde, Frühe Jungsteinzeit (Neolithikum) über dem Kirchgrund und anderen Stellen, Spiral–Mäander Keramik, Rössener Kultur, Hinkelstein, Großgartach, Rössen-Stile.
Funde aus der Späten Jungsteinzeit (Goethestr).
Funde im Kirchgrund, Bronzezeit, Dorf auf Großgartacher– und Schluchterner Markung.
Funde aus der frühen Eisenzeit, Hallstattzeit und späteren Eisenzeit, Latenezeit, Urnenfelderzeit (Neugärtle, Hölderlinstr.).
Schlacht von Zülpich, Franken verdrängen Allemannen, die Gemarkung ist im Gebiet der Rheinfranken. Das Christentum kommt. Davor befanden sich die Kelten und danach die Römer in der Gegend. Die Römer bauten auf dem Heuchelberg eine Römerstraße. Eine Römerstraße befindet sich auch unter der Heilbronner Straße in Großgartach.
Erste urkundliche Erwähnung.
Fränkisches Ehepaar Witroz und Cremhild schenkt ihre Güter in Schluchtern dem Kloster Lorsch, dieses vertreten durch Abt Gundeland, weitere Schenkungen durch andere Schenker folgen. Der Name war Slutra.
Schluchtern hat keine eigene Markung sondern war immer noch Teil von Großgartach. Wann eine eigene Markung entstand, ist unbekannt. Um Schluchtern herum dehnte sich das Bistum Worms aus. Die Grenzsteine zeigen in einfacher Form ein Schwert oder einfaches Kreuz.
Äbtissin Hildisnot vom Kloster Arilenbach im Brettachgau schenkt eine Hofstätte und Gut in Schluchtern Kloster Lorsch. Der Namen war Shlothrun, später sclotra.
Hermenher schenkt neben anderen Gütern eine oder mehrere Hofstätten und unfreie Leute aus Schluchtern dem Kloster Lorsch. Der Namen war Sloctra.
Englibert vermacht 2 Hofstätten, einen Obstgarten und Feld in Schluchtern dem Kloster Lorsch. (Schluchtern war immer noch in der Großgartacher Gemarkung).
Das Dorf besteht aus mehreren Hofstätten. Eine beträchtliche Zahl gehört reichen oder adligen Eigentümern aus dem Stamme der Franken, die nicht in Schluchtern wohnten.
Schluchtern gehört immer noch zu Rheinfranken und zum Gartachgau. Kirchlich ist es dem Bischofstum Worms zugeordnet.
Insgesamt sind 5 Schenkungen im Lorscher Codex aufgeführt.
Wahrscheinlich entsteht der Harchenburg (alte Burg).
Eine Fliehburg, es wird vermutet, dass die Burg Zuflucht für Mensch und Tier für Schluchtern, Schwaigern und Großgartach bieten sollte.
Brand in Schluchtern, Wiederaufbau.
Das Geschlecht der Neipperger erwirbt bedeutenden Besitz.
Kloster Lorsch wird als Benediktinerkloster aufgehoben. Rechtsnachfolger von Lorsch wird das Erzstift Mainz.
Erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Schluchtern. Das Haus Neipperg war am Bau beteiligt. Bis 1305 bestand das Patronatsrecht für die Neipperger.
Mit den Herren von Schluchtern ist ein Ortsadel nachgewiesen.
Schluchtern gehört zur Herrschaft der Weinsberger, die es für eine kurze Zeit an Ulrich von Heinberg verkaufen, es dann aber wieder zurück erwerben.
Das Geschlecht derer von Weinsberg, inzwischen Eigentümer von vielen Liegenschaften. Conrat und Anna von Weinsberg, verpfänden ihren Besitz an den Pfalzgrafen Otto.
Das Dorf erhält im 15. Jahrhundert einen Dorfgraben.
Schluchtern ist pfälzisch, Pfalzgraf Otto erhält das Dorf, bis 1720 ist die Hauptstadt der Pfalz Heidelberg, 1499 Schluchtern gehört zur Kurpfalz mit Hauptstadt Mannheim, zuständig ist das Oberamt Mosbach, Kellerei Hilsbach.
Patronatsrecht derer zu Neipperg für die Pfarrkirche St. Pankratius.
Der Bauernkrieg macht sich auch in Schluchtern bemerkbar.
Das Dorf wird eine Freistatt der reformierten Protestanten inmitten der lutherischen Gemeinden der Nachbarschaft.
Im Dorfrecht 1572 erscheinen bereits unter den Leibeigenen Namen von noch 2019 in Leingarten lebenden Bürgern (Werner, Würtz, Walter, Hesser(t)).
Der Ort leidet auch unter dem 30-jährigen Krieg. In diesem Krieg gingen viele Urkunden und 3 Glocken verloren. Der Krieg und Pestjahre entvölkern das Dorf. Das Dorf hat nur noch 200 Einwohner.
Älteste erhaltene Siegel auf einer Urkunde mit dem Ortswappen.
Schluchtern hat nur reformierte Glaubensbrüder (ca.400).
Der„ Gefechtsstand“ der Revoluzzer (30-jähriger Krieg) war im Rössle, einem Gasthaus.
Zuwanderung aus der Schweiz, reformierte Glaubensbrüder (Keilbach, Unser, Scheiber, Besserer, Bormann), calvinistische Glaubensbrüder (Ackermann, Marquedant, Salzgeber, Sauter, Zimmermann, Siegrist, Hauk, Wörthle (Wöhrtli) 1668, Pfoh (Pfau) 1657), Lutheraner ( Klumbach 1728, Dolch 1734, Rampmeier 1769, Hutt 1787) besiedeln das Dorf.
Erste in dem reformierten Kirchenbuch aufgeführte Familie ist eine Familie Müller 1653 aus Zürich.
Katholische Glaubensbrüder (Schaul 1703, Heckel 1730, Rückert 1724, Weinreuter 1783) zogen ebenfalls zu.
Erstes Kirchenbuch der reformierten Kirche.
Das Glöckchen, das der Kirche nach dem Verlust von drei Glocken vom Rathaus zur Verfügung gestellt wurde, wird von Lüneburger Truppen entwendet.
Die folgenden Jahre ist Schluchtern ohne Glocke und Uhrenschlag.
Alle 3 Religionen werden geduldet.
Es gibt den Massenbachschen Pfarrhof, den Heilbronner Spitalhof, den Heilbronner Pfarrhof, das Deutschherrengut, den Storrhof, die Wittum, den Speirerhof, den Erbsenhof, das Frühmeßgut, das Maulbronner Hofgut, das Käslehen und auch schon freieigene Güter.
Wann es genau zur Entstehung der einzelnen Höfen kam, ist unbekannt.
Der Wald war zum Teil gemeinschaftlich mit Großgartach.
Erstes katholisches Kirchenbuch (erste genannte Familie sind die Familien Schaul und Heckel 1703).
Katholiken halten wieder Gottesdienst in der alten Pfarrkirche, die Kirche ist im Simultangebrauch.
Die Katholiken müssen die Kirche trotz Simultangebrauch aber 1721 aufgeben.
Die reformierten Gläubigen erhalten die Kirche zur Alleinnutzung.
Das bestehendes Rathaus, wird neu gebaut, die Katholiken haben im Untergeschoß ihre Kirchenräume.
Erstes lutherisches Kirchenbuch (erste genannte Familie ist die Familie Dolch).
Kurfürst verfügt, dass die Uhr der St. Pankratius Kirche auf das Rathaus verbracht wird.
Nach Befehl des Kurfürsten wird begonnen mit einer Seidenraupenzucht, die Bürger zeigen kein Interesse.
Schluchtern ist Zufluchtsort für französische adlige Emigranten.
Die Hauptstraße wird von österreichischen Soldaten gebaut, die auch im Dorf einquartiert waren. Dies war auf die Französische Revolution zurückzuführen, Preußen und Österreich entsenden Truppen, die auch in Schluchtern einquartiert wurden.
Durch die Einquartierung von Truppen, den Abhängigkeiten vom Grundherrn war Schluchtern und die Schluchterner Bürgen verarmt.
Verheerende Viehseuche, letzte Tiere werden an den Kuhstall (Waldstück am Heuchelberg) getrieben (27. September Viehfeiertag, zu Ehren von Cosmas und Damian).
Fürsten von Leiningen. Noch heute bedarf die Bestellung der evangelischen Pfarrer der Unterschrift der Herren von Leiningen. Bezirksamt ist Eppingen.
Das Herzogtum Baden übernimmt die Kurpfalz und das in der Kurpfalz befindliche Fürstentum Leiningen.
Badische Regierung sucht auch auf der Schluchterner Gemarkung nach Salz, eine Salzquelle wird entdeckt, die jedoch schwach ist.
Vor Abschluss der Staatsverträge zwischen Baden und Württemberg wird über einen Gebietstausch nachgedacht. Es bleibt bei der Exklave des badischen Gebietes im württembergischen Umland.
Die Reformierte Gemeinde beschafft zwei Glocken, Glockengießer ist die Firma Speck Heidelberg.
Schluchtern bittet bei Baden bleiben zu dürfen, als wieder wegen eines Geländetausches zwischen Baden und Württemberg verhandelt wurde.
Ablösung des zustehenden Zehnten der Fürstlich Leiningenschen Standesherrschaft.
Schluchtern bietet Unterschlupf aufgrund seiner besonderen Lage für politisch unruhige Köpfe.
Badische Zollschranken zwischen Großgartach/Schluchtern und Schwaigern/Schluchtern werden entfernt. Schluchtern wird dem württembergischen-bayerischen Zollverein angeschlossen, 1833 Abschluss des deutschen Zollvereins.
Die Straßenmauer an der Bergstraße wird gebaut.
Einweihung der evangelischen Kirche in Schluchtern.
Zusammenkunft badischer, württembergischer und norddeutscher Revolutionäre in einem Wirtshaus in Schluchtern. Schluchterner Revolutionäre werden verurteilt, fliehen und/oder wandern aus.
1833 war der Tagungsort einer revolutionären Gruppe, die ihre Tagung von Großgartach nach Schluchtern verlegte, da Schluchtern in Baden lag.
Die Einwohnerzahl von Schluchtern liegt bei 1048 Einwohner, es gibt 169 bäuerliche Betriebe, das Dorf kann seine Bewohner nicht mehr ernähren.
Viele Missernten.
150 arme Schluchterner Bürger wandern aus, die Überfahrt zahlt die Gemeinde, finanziert durch das Abholzen von 108 Morgen Wald im Taschenwald (badischer Morgen = 25,53 ar).
Die Bürger gehen in die USA, Südamerika oder Rumänien.
Gründung einer Kinderschule durch den evangelischen Pfarrer Käß. Die Kinder werden von entsandten Schwestern der Diakonnissenhaus Nonnenweier betreut.
Eine Baumschule wird zur Wiederaufforstung des Taschenwaldes angelegt.
Die Schule an der Bergstrasse wird zur Simultanschule.
Fertigstellung der Eisenbahnlinie Heilbronn- Schwaigern.
Gründung Deutscher Turnverein, erste organisierte Aktivität.
Schweres Unwetter.
Bau eines neuen Rathauses an gleicher Stelle, aber wesentlich kleiner.
Eröffnung Eisenbahnstelle Schluchtern an der Linie Heilbronn-Karlsruhe.
Schluchtern ist das erste Dorf in der Region mit Stromversorgung. Der Strom wird in der Mühle Gessmann erzeugt.
Weiterhin Land Baden.
Bezirksamt Sinsheim.
Die Bürger in Schluchtern haben eine zentrale Wasserversorgung.
Zwei Glocken der Katholischen Kirche werden für die Waffenproduktion abgenommen.
Kein Beschuss von Schluchtern, mehr zufällig trafen 5-6 Schuss das Dorf.
Schluchtern wird um 0 Uhr 30 von den Amerikanern besetzt, später kamen noch Franzosen, die in den von ihnen besetzten Häusern wüteten.
Die Amerikaner waren für kurze Zeit in der Schluchterner Schule einquartiert.
Land Württemberg, Landkreis Heilbronn.
Übergang von der badischen– auf die württembergische Schulverwaltung.
Nach Neueinteilung der Kreisgrenzen verbleibt Schluchtern nach dem Beschluss des württembergischen Landtags endgültig beim Kreis Heilbronn (der Anschluss tritt mit dem 1.4.1956 in Kraft).
Die Ortsflagge wird erstmals gezeigt.
Schluchtern und Großgartach werden Leingarten.
(Einwohner: Schluchtern 1970, Großgartach 4515)
Gesamte Fläche Leingarten 2346 ha, davon 231 ha Wald und 109 ha Weinberge.
Die Bevölkerungsentwicklung in Schluchtern: | |
1550 | 400 Einwohner |
1650 | 200 |
1849 | 1018 |
1878 | 881 |
1939 | 1074 |
1945/46 | 1411 - aus den Städten Heilbronn, Karlsruhe, Pforzheim, Mannheim, Stuttgart wandern nach ihrer Ausbombung ca. 130 Personen zu |
1951 | - 269 Heimatvertriebene sind in der Gemeinde |
1960 | 1870 |
1970 | 1970 |
1951 | Gesamtfläche Schluchtern 664 ha. |