Die Zichorie gehört zur Pflanzengattung der Wegwarten (lat. Cichorium) und als Wurzelzichorie zur Sativum Gruppe (lat: Cichorium intybus var. Sativum). Um dem Bohnenkaffee mehr Farbe und Bitterkeit zu verleihen, wurde die geröstete und gemahlten Zichorie zugesetzt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie auch als Ersatzkaffeegetränk verwendet. Als Erfinder des Zichorienkaffees (französich: mocca faux; schwäbisch Muckefug) gelten der kurhannoversche Offizier Christian von Heine aus Holzminden und der Braunschweiger Gastwirt Christian Gottlieb Förster. Das bekanntestes Handelsprodukt mit einem Anteil an Wurzelzichorie unter seinen Inhaltsstoffen ist der Caro-, Linde’s- und Kathreiner Kaffee. Heutzutage wird aus der Wurzelzichorie der präbiotische Stoff Inulin gewonnen.
Die Wachstumsbedingungen sind für die Zichorie in der hiesigen Region optimal. Das Anbaugebiet umfasste ca. 400 Hektar. Der Ertrag wechselte wischen 10.000 und 14.000 Tonnen. Die Zichorien wurden auf dem Traktoranhänger angeliefert, gewogen, auf einem Trockensieb entleert und in der Waschstraße gewaschen. Anschließend wurden sie zerstückelt und gedarrt, wobei sie 75 % ihres Wassergehaltes verloren. Sie wurden bis zum Weitertransport nach Ludwigsburg gekühlt gelagert, dort geröstet und gemahlen.
Die Erntezeit begann im Oktober. Die Darre Darre war je nach Ertrag bis Dezember in Betrieb und beschäftigte etwa 40 Saisonarbeiter (Zeitzeugen berichten auch von russischen kriegsgefangenen Zwangsarbeiter während des 2. Weltkrieges).
Nachdem die Darren in Eppingen und Bretten geschlossen wurden, war die Darre in Großgartach die einzige Trocknungsanlage in Deutschland.
Weithin war in Großgartach die Wasserdampfsäule der rauchenden Kamine mit dem arttypischen Geruch zu sehen.
1839 | erstmaliger Anbau von Zichorien |
1844 | Gründung der Zichorienwasch- und Trockenfabrik mit Dampfkraft in Großgartach als Filiale der in Ludwigsburg ansässigen Firma Heinrich Franck Söhne |
1911 | Stiftung von 5.000 M durch H. Franck Söhne zur Erstellung eines „Gemeindehauses“ (heute Kindergarten bei der Gartenschule) |
1913 | Stiftung der Walcker-Orgel mit dem einzigartigen Selbstspielautomaten, der Organola für die Lorenzkirche der ev. Kirchengemeinde Großgartach durch H. Franck Söhne. Auch die ersten Musikinstrumente für den Posaunenchor sollen von H. Frank Söhne gestiftet worden sein. |
23.6.1928 | 100 Jahrfeier der Fa. Heinrich Frank GmbH in Ludwigsburg. |
3.10.1953 | 125 jähriges Jubiläum. |
1.1.1944 | Zusammenschluß der Fa. H. Frank Söhne und Fa. Kathreiner in Ludwigsburg |
1982 | Modernisierung der Darre |
2000 | letzte Saison |
2002 | Abbruch der letzten Zichorienfabrik in Deutschland |
Quellenangaben: Oberamt HN von 1835 Seite 364, Heimatbuch Leingarten S 352 und 297, HN-Stimme vom 23.10.1990 Seite 15, Buch Zweckehe – Seite 39, Großgartach Chronik 1933-1956 Teil II
Bericht im Onlinemagazin MONUMENTE - Magazin für Denkmalkultur in Deutschland - Die schöne Kaffee-Welt von Frank und Söhne - zum Bericht
Heilbronner Stimme - 24.10.1981 |
Heilbronner Stimme - 23.10.1990 |
So war es einmal in der Zichorienfabrik - Bilder von Werner Lauterbach:
Überschwemmung des Fabrikgeländes durch ein Hochwasser des Leinbachs: | |
Der Klärschlamm musste abgefahren werden. Da kann auch einmal der Anhänger beim Abladen umkippen. | |