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Herold Walter Reuther beim Festzug 1958 | Erster Käsritt 1950 auf dem Wasen |
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Kutsche beim Festzug mit den Ehrengästen | |
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Festdamen |
Die Großgartacher werden auch die „Käsreiter“ genannt.
Der Ursprung der Käsreiterbezeichnung ist geschichtlich verbürgt. Im Nordosten unserer Markung grenzt von Frankenbach her der Hipfelhof an, ein ehemaliges Rittergut, das im Mittelalter dem Deutschritterorden gehörte. Dort besaßen die Großgartacher im Mittelalter auf einer Wiese des Hofes das Recht, ihr Vieh kostenlos weiden zu lassen. Doch es kam immer wieder zu Streitigkeiten wegen der Ausübung dieses Weiderechts, sei es, weil die Großgartacher weniger als notwendig auf ihr Vieh aufpassten oder weil man mangels genügender Weideplätze hin und wieder auch die Weidegrenzen nicht ganz so genau beachtete.
Deshalb gab es Streit und die Großgartacher ließen sich auf einen höchst vorteilhaften Handel ein. Sie ließen sich die Ablösung des Weiderechts mit der Lieferung zweier stattlichen, zusammen 12 bis 16 Pfund schwerer Käselaibe vergelten. Die Großgartacher durften die beiden Käselaibe jedes Jahr am Pfingstmontag abholen.
Die Sitte des Käsholens war alljährlich Anlass eines munteren Dorffestes. Morgens schon herrschte ein buntes Treiben. Die Burschen der Graublauer sammelten sich vor der Kirche, und wenn der letzte eingetroffen war begann der Ritt zum Hipfelhof, der außerhalb des Dorfes in ein wildes Jagen mündete, denn jeder wollte der erste am Hipfelhof sein. Ruhm und Ehre für ein Jahr war ihm gewiss.
Das ganze Dorf war beim festlichen Ausritt versammelt, die Burschen hatten ihr bestes Hemd und ihre schmucksten Stiefel an, und in der Hand hatte jeder einen Blumenstrauß. Die Übergabe des Käses auf dem Hipfelhof erfolgte nach festem Ritual. Der erste angekommene Reiter überreichte seinen Blumenstrauß und hielt folgende Ansprache: „Guten Morgen, Herr Pater Pfleger! Da wir Großgartacher das Recht haben, allhier auf dem freiadligen Gut Hipfelhof alle Jahr einen Käs abzuholen, so wollen wir es beim Alten belassen und nichts Neues aufbringen." Die beiden Reiter, die beim Wettrennen zuerst an der Kapelle angekommen waren, durften die beiden Käslaibe in Empfang nehmen. Nach dem dreimaligen Ritt ums Kirchlein gings im Trab heimwärts.
Am Dorfeingang warteten die Dorfschönen, hüllten die beiden Käslaibe in bunte Tücher und befestigten sie an Birkenstämmchen, von denen bunte Bänder flatterten. Die Reiterschar zog ins Dorf hinein, voran die beiden „Käsreiter". Vor dem Haus des Bürgermeisters und des Pfarrers wurde Halt gemacht. Die beiden Prominenten erhielten ein erstes Versucherle vom Käs. Auf dem Dorfplatz, wahrscheinlich dem „Kegelplatz" bei dem heutigen Gasthaus zur Linde, wurde der Käs verzehrt. Das Dorffest mit Tanz, Spiel und mit Wein dauerte bis spät in die Nacht hinein.
1836 war ein Zeitalter der Verwaltungsvereinfachung. 40 Goldgulden (andere Quellen sprechen von 20 oder 25 Gulden) erhielt die Gemeindekasse anstelle des jährlichen Käses als einmalige Abfindung.
Das Recht der Großgartacher auf einen Käs ist zwar erloschen, aber die Gutsverwaltung des Hipfelhofs stiftet bis heute bei unseren heutigen Festen den Käs. Verändert hat sich der Termin von Pfingsten auf September. Was früher Anlass zu Streit war, ist heute Anknüpfungspunkt einer freundschaftlichen Verbindung zwischen dem Hipfelhof und unseren Reitern.
Der Großgartacher Käsritt ist DAS Traditionsfest in Leingarten. Wie fanden die ersten Käsritte ab Anfang der 1951er Jahre statt?
Rudi Vollert schrieb eine Chronik des Großgartacher Käsritts
aus: Unterm Heuchelberg - Berichte des Heimatvereins Leingarten 4. Jahrgang - Nr. 28 Juni -Oktober 1979
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Großgartacher Käsritt - Geschichte und Neubeginn
Der Erste Käsritt 1950 - am 13. August
Käsritt 1954 - am 5. September
Käsritt 1955 - am 4. September
Käsritt 1965 - am 12. September
Käsritt 1967 - am 10. September
Käsritt 1969 - am 4. September
Käsritt 1971 - am 19. September
Käsritt 1974 - am 15. September
Käsritt 1979 - am 9. September
Die Reiterabteilung des SV Leingarten spielt im Käsritt natürlich eine der wichtigsten Rollen.
Heiner Henning 1986 schrieb einen interessanten Bericht über den Käsritt aus der Sicht der Reiterabteilung: